Freizeit Düsseldorf singt jetzt auch im Rudel

Etwa 400 Menschen kamen zur Premiere in das Savoy Theater. Ein Ritt durch die Genres der Musikwelt.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Düsseldorf. Bei einer Premiere ist man naturgemäß immer ziemlich gespannt, ob das Konzept funktioniert und sich die Menschen für diese Veranstaltung interessieren. Diese Sorge hatte auch David Rauterberg, Veranstalter des ersten Rudelsingen in Düsseldorf, bei der Premiere im Savoy Theater. Aber die war völlig unbegründet. Der Saal war mit fast 400 stimmgewaltigen Sängern fast komplett voll.

Seit sieben Jahren gibt es das Konzept. Das Format wurde in Münster geboren und ist mittlerweile bundesweit erfolgreich. Mit knapp 100 Teilnehmern ging es im November 2011 los. Seitdem werden in immer mehr Städten die Herzen der Singbegeisterten erobert.

Gesungen wird im Stehen. „Im Sitzen kann man nicht gut singen. Da ist das Zwerchfell eingeklemmt und man bekommt keine schönen Töne raus“, sagt Rauterberg. Allerdings war nicht jeder wirklich freiwillig hier an diesem Abend. „Meine Frau hat die Karten gekauft ohne mich zu fragen. Jetzt bin ich halt hier“, sagt Bernd Oberländer. Trotzdem schien es ihm zu gefallen. Denn schon beim ersten Song „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens schmetterte der 54-Jährige mit was die Stimmbänder hergaben. Das klang zwar etwas schief, aber das hörte zwei Reihen vor ihm schon keiner mehr,

Zur Einstimmung wurden erst einmal ein paar Gassenhauer, wie Country Roads von John Denver gesungen, für die man nicht unbedingt auf den Text schauen musste, der im Hintergrund auf einer großen weißen Leinwand mitlief. Anschließend wurde bei „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ von Hans Albers ordentlich hin und her geschunkelt.

Von der Altersstruktur war das Publikum zwischen 25 und 75 Jahren bunt gemischt, Allerdings mit einem deutlich Frauenüberschuss. Julia Lieser (35) und Nina Dahlhaus (38) singen normalerweise nur im Karneval, kamen ebenfalls ohne ihren Partner zum Rudelsingen. „Das ist halt eine typische Mädchen-Veranstaltung“, sagen die beiden übereinstimmend. Und Nina ergänzt: „Männer haben wahrscheinlich mehr Angst sich zu blamieren. Mir ist das egal, ich singe sowieso nur laut und nicht besonders schön. Jetzt passt mein Mann zu Hause auf unsere Tochter auf. Aber das ist ihm auch viel lieber.“ Julias Lieblingslied an diesem Abend war „Auf Uns“ von Andreas Bourani. „Das war unser Hochzeitslied und ruft bei mir natürlich wunderschöne Erinnerungen hervor.“

Das Rudelsingen war auch ein Ritt durch die verschiedenen Genres der Musikwelt. Egal ob Schlager, Rock oder Klassik. Fast jeder Song war den Besuchern bekannt und rief oftmals ein „Ah“ oder ein „Oh“ hervor, wenn er angekündigt wurde.

So richtig die Post ging aber beim Medley verschiedener Kinderlieder von alten TV-Serien ab. Wickie, Tom und Jerry, Biene Maja, Der rosarote Panther und Heidi. Der Lautstärkepegel in dem alten Kinosaal stieg deutlich an.

Ursula Liebergesell war restlos begeistert. „Ein tolle Sache. Beim Singen vergisst man seine Alltagssorgen und bei Hans Albers hätte meine Mutter ihre helle Freude gehabt, wenn sie mich hier beim Singen beobachten können. Die 66-Jährige ist schon Rudelsingen erprobt. „Ich gehe öfter zu solchen Veranstaltungen. Hier braucht man keine Angst zu haben, dass man sich blamiert. Beim Karaoke singt man ja allein. Aber hier geht man in der Masse einfach unter.“

Auch Rauterberg gibt auf der Bühne alles. Er dirigiert, feuert das Publikum an und hat immer einen lockeren Spruch auf Lager. Außerdem lobt er das Publikum für seinen Einsatz. Das spendet sich übrigens nach jedem Lied selbst Beifall. Am Piano begleitet ihn schwungvoll Mathias Schneider.

Der nächste Termin ist übrigens am 26. November. Ebenfalls wieder im Savoy Theater. Und dann will auch Bernd Oberländer wieder mit dabei sein, dann sogar freiwillig.“