Spezialeinsatzkommando Festnahme nach Messerstecherei in der Düsseldorfer Altstadt
Düsseldorf · Mit zahlreichen Fotos hatte die Polizei nach mehreren Verdächtigen gefahndet. Jetzt kam es zu einer spektakulären Festnahme.
Im Zusammenhang mit einer Messerstecherei in der Düsseldorfer Altstadt Ende April ist es am Freitag zu einer spektakulären Festnahme gekommen. Ein Spezialeinsatzkommando hat am frühen Morgen auf einem Reiterhof in Rheinberg im Kreis Wesel zugegriffen. Die Beamten rückten dort sicherheitshalber mit einem speziellen Polizei-Panzer an, dem sogenannten Survivor R.
Die Tat, derer der junge Mann verdächtigt wird, geschah in der Nacht zum 30. April. Ein 29-Jähriger hielt sich damals mit einem Bekannten in der Kapuzinergasse auf, als sich eine Gruppe Jugendlicher und Heranwachsender aus Richtung Bolkerstraße näherte. Es war 1.25 Uhr, als ein Streit eskalierte und aus der Gruppe heraus zugestochen wurde. Der 29-Jährige brach schwer verletzt zusammen und wäre beinahe gestorben, erst am Montag darauf war er außer Lebensgefahr. Er war Medieninformationen zufolge Mitglied einer elfköpfigen Gruppe aus Süddeutschland, die wegen eines Junggesellenabschieds nach Düsseldorf gekommen war. Das Opfer und ein Begleiter waren in der Altstadt vorgegangen, der Großteil der Gruppe nicht in Rufweite, als es zum Konflikt mit der vier- bis fünfköpfigen Gruppe kam.
In der Kapuzinergasse eskalierte nahe der Flinger Straße die Auseinandersetzung. Der 29-Jährige wurde mit sieben Stichen zu Boden gestreckt. Unter anderem wurden dabei Niere, Leber und Lunge verletzt, in einer Notoperation wurde dem Mann in der Düssldorfer Uni-Klinik das Leben gerettet. In den Tagen nach der Tat hieß es, man gehe von drei Tätern aus, die zugestochen haben sollen. Der oder die Täter gehörten zu einer vier- bis fünfköpfigen Gruppe, die auf Aufnahmen von polizeilichen und privaten Videokameras erkannt wurde.
Zusätzlich entdeckte die Polizei am Tatort einen Gegenstand, auf dem sich vermutlich Täter-DNA befindet. Unklar waren aber zunächst die Identitäten der jungen Männer. Deswegen hatte die Mordkommission die Polizei in den Nachbarstädten eingeschaltet, dort wurden die Bilder ebenfalls analysiert. Sämtliche 40 000 Polizisten in Nordrhein-Westfalen hatten dadurch Zugriff auf die Fotos.
40 000 Polizisten hatten
Zugriff auf Videoaufnahmen
Diese Vorgehensweise hat bei Straftaten in der Altstadt bereits in der Vergangenheit zu Fahndungserfolgen geführt. So offenbar auch in diesem Fall. Die Ermittlungen führten zu einem Heranwachsenden, der am Freitag mithilfe von Spezialeinheiten an seiner Wohnanschrift in Rheinberg festgenommen wurde. Gegen den 18-jährigen Verdächtigen (zur Tatzeit noch 17 Jahre alt) liegt ein Haftbefehl wegen versuchten Totschlags vor. Er war der Polizei bereits bekannt, dem Vernehmen nach hat man mit einer Gefährlichkeit des mutmaßlichen Täters gerechnet und auch damit, dass er über Waffen verfügen könnte. Deswegen wurden Spezialkräfte für die Festnahme angefordert.
Offenbar ist er auch nach der Tat in Düsseldorf weiterhin kriminell aktiv gewesen. Bei der Durchsuchung der Wohnräume des 18-Jährigen wurde nach Informationen der Redaktion Diebesgut entdeckt, das aus einem Raub vom Montag stammt.
Die Beamten setzten bei ihrem Einsatz auch den gepanzerten Wagen „Survivor R“ ein, der in NRW 2018 angeschafft worden war und laut damaliger Aussage von Innenminister Herbert Reul (CDU) SEK-Beamte bei Terroranschlägen oder Einsätzen gegen Rockerkriminalität schützen soll. Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Bereichen Terror oder Rocker gibt es laut einer Polizeisprecherin im Fall des festgenommenen 18-Jährigen nicht. Es habe bei der Festnahme auch keine Auseinandersetzung oder Verletzte gegeben.
Bei einer Messerattacke im Oktober 2021, bei der ein 17-Jähriger in der Hunsrückenstraße innerhalb einer Minute verblutet wäre, hätten zwei Kinderärztinnen ihm nicht das Leben gerettet, wurde der 16-jährige Täter knapp vier Monate später in Essen festgenommen. Diese Bluttat führte zur Einführung des Messerverbots in der Altstadt.