Düsseldorf Elektro-Auto: Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Kauf?

Bei Autofahrern und Herstellern ist das Interesse nicht groß genug, mehr auf E-Autos zu setzen. Warum es trotzdem Sinn ergibt.

Foto: Fuchs

Düsseldorf. Die Frage ist grundsätzlich nicht, ob man sich ein Elektro-Auto anschafft, sondern wann. Viel mehr Autofahrer wären dazu bereit, wenn die Fahrzeuge technisch weiter wären, die Infrastruktur stimmen und auch die Politik endlich klar für die Elektromobilität einstehen würde.

Welche Gründe mich bewogen haben, einen Elektrowagen zu erwerben und ihn vor allem in Düsseldorf und Umgebung zu nutzen, soll hier dargestellt werden. Vor dem Elektroauto gab es ein Dieselfahrzeug und die Meldung, dass irgendwann die Düsseldorfer Innenstadt für Fahrzeuge mit Euro-Norm 5 gesperrt werden könnte. Da mein Arbeitgeber seinen Sitz in der Innenstadt hat, stellte das den Anfang der Überlegungen dar, auf ein Elektrofahrzeug zu wechseln. Natürlich schiebt der Umweltfreund dann den Gedanken des grünen Bewusstseins nach. Aber auch der Strom für E-Autos wird ja nicht nur mit erneuerbaren Energien gewonnen.

Rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge zählen zu den Autos eines Typs, die normalerweise besonders teuer sind. Der Golf E oder der BMW I3 sind nicht unter 30 000 Euro erhältlich, der Tesla ist für normalverdienende Menschen nicht erschwinglich. Daher kamen für das Umsetzen der Idee nur der Nissan Leaf und der Renault Zoe in Frage.

Die Familie hat sich für den Franzosen entschieden. Zum einen, weil die Probefahrt positiv ausfiel, zum anderen, weil die Renault-Werkstatt fußläufig zu erreichen ist. Zudem kam Renault mit einem Elektro-Rabatt um die Ecke, der um 1000 Euro höher lag als bei der Konkurrenz. Hinzu kam dann noch die Prämie der Bundesregierung von 2000 Euro.

Die Beantragung des „Elektro-Bonus“ ist kompliziert und erfolgt natürlich erst nach dem Kauf und der Einreichung aller Unterlagen. Immerhin zog sich die Auszahlung dann nicht allzu lange hin. Hinzu kommt, dass der Wagen zwar normal versichert wird, aber keine Kfz-Steuer anfällt. Und das soll auch die nächsten Jahre noch so bleiben.

Der Wagen hat 23 500 Euro gekostet. Davon gingen die 5000 Euro ab. Nicht ändern ließ sich die Vereinbarung, dass Renault den Akku nur „vermietet“, nicht mitverkauft. Wir zahlen für die angepeilten 15 000 Kilometer im Jahr 86 Euro pro Monat.

Stärkstes Argument gegen die Anschaffung eines Elektrofahrzeuges ist weiterhin die mangelhafte Reichweite. Wer kein zweites Fahrzeug zur Verfügung hat, muss auf längere Fahrten (Urlaub) verzichten. Renault stellt sogar einmal im Jahr einen Benziner oder Diesel zur Verfügung, mit dem drei Wochen Urlaub in der Ferne möglich sind.

Bitter für uns war, dass unser Renault bestellt war und in dieser Zeit eine neue, leistungsstärkere Version des Zoe auf den Markt kam. Eine Umbestellung war vom Hersteller weder möglich noch gewünscht. Immerhin war der Renault-Händler sehr kulant bei der Auslieferung des ursprünglich bestellten Fahrzeuges. Der Zoe R240, den wir fahren, soll nominell 240 Kilometer Reichweite haben. Tatsächlich fährt er im Winter ohne Aufladen 130 Kilometer weit (mit Heizung) und im Sommer unter idealen Bedingungen 180 Kilometer. Der weiter entwickelte Zoe heißt R 400, hat einen stärkeren Akku und kommt wohl um die 300 Kilometer weit.

Unsere Zoe hat einen ECO-Modus, der das Tempo auf höchstens 96 Stundenkilometer abregelt, das Handyladen verhindert und die Klimaanlage nicht auf voller Pulle laufen lässt. Im Energiefenster des Bordcomputers, der keine Wünsche eines Kindes im Mann offenlässt, wird der Fahrer für sein umweltbewusstes Fahren mit mindestens 80 Prozent belohnt. Um 100 Prozent zu erhalten, muss man den Wagen wahrscheinlich selbst schieben. Um die Reichweite zu erhalten, muss man ständig ans Aufladen denken, beziehungsweise, der Fahrer hat den Ladestand immer im Blick. Wer elektrisch angeben will, der kann ohne ECO-Modus an der Ampel jeden Möchte-Gern-Ferrari mit der großartigen Beschleunigung abhängen. Der Energiebilanz ist das allerdings nicht zuträglich.

Die Verbesserung der Lade-Infrastruktur ist ein großes Thema in Deutschland. In Düsseldorf gibt es sehr viele Ladesäulen, die von den Stadtwerken betrieben werden und nur eine Anmeldung kosten. Unsere Idee war, dass wir zuhause eine Wallbox (um 1200 Euro) oder zumindest eine abgesicherte Steckdose anbringen. Doch diesen Plan haben wir aufgegeben, weil das Stromtanken in der Stadt zu verlockend ist — den es kostet tatsächlich (noch) nichts.

Es gibt genügend Parkplätze, die nur für E-Autos reserviert sind. Dort ist das Aufladen möglich mit der RFID-Card, die bei den Stadtwerken zu beantragen ist. Ähnlich leicht ist es auch bei den RWE-Ladestationen oder bei einigen Aldi-Filialen, wo gar keine Karte benötigt wird. Inzwischen ist der dreiphasige Stecker im europäischen Raum am weitesten verbreitet und wurde als Standard festgelegt.

Nochmals, der Ladevorgang ist kostenlos und das Elektroauto kann dort so lange stehen, bis es abgeholt wird. Es gibt von der Straßenverkehrsordnung, von den Stadtwerken und auch von der Stadt keine Einschränkung — höchstens eine moralische Verpflichtung für den Nächsten irgendwann Platz zu machen. Der Zoe ist übrigens an diesen Stationen in zwei Stunden locker aufgeladen. Trotzdem gibt es bei allen Fahrern von Elektroautos den Wunsch, die Pläne mit den Schnellladestationen möglichst schnell in die Realität umzusetzen.

Den Kauf des Elektrowagens haben wir nie bereut. Die Akkumiete ist eigentlich derzeit der einzige Kostenfaktor, das „Tanken“ ist ja umsonst. Das Fahren macht Spaß, vor allem dann, wenn der Geräuschsimulator, der bis Tempo 30 zugeschaltet ist, nicht mehr zu hören ist. Daran, dass die Reichweite immer im Vordergrund steht und die nächste Ladestation in Reichweite sein muss, gewöhnt man sich schnell. Zudem gewöhnt man sich ein vorausschauendes Fahren an, weil man beim Ausrollen und Bremsen über die sogenannte Rekuperation Energie zurückgewinnen kann. Das allerdings nur in kleinem Maßstab.

Aber auch das Fahren mit einem Elektroauto ist nur ein Anfang, den möglichst viele Autofahrer als Signal sehen sollten. Denn nur auf Nachfrage reagieren die Autohersteller. Bei den E-Bikes hat es ja auch geklappt.