Düsseldorf Entführt, gefoltert, beraubt: Gruppe wegen Menschenraubs vor Gericht

Sieben Männer und eine Frau stehen wegen erpresserischen Menschenraubs vor Gericht. Ihr mutmaßliches Opfer war tagelang festgehalten worden. „Der Mann ist gemartert worden“, sagt sein Anwalt.

Die Angeklagten sitzen mit ihren Rechtsanwälten im Gerichtssaal des Düsseldorfer Landgerichts. Die acht in dem Prozess angeklagten Personen sollen einen Mann mehrere Tage gefangen gehalten und gequält sowie beraubt haben.

Foto: Federico Gambarini

Düsseldorf (dpa). Angeblich sollte dem Mann nur eine Lektion erteilt werden, doch er wurde laut Anklage sechs Tage lang festgehalten, gefoltert und ausgeraubt. Deshalb stehen seit Dienstag sieben Männer und eine Frau vor dem Düsseldorfer Landgericht. Erpresserischer Menschenraub lautet der schwerwiegendste Vorwurf. Darauf steht für Erwachsene eine Haftstrafe zwischen 5 und 15 Jahren. Der Prozess soll bis zum 22. Juni dauern.

Die Anklage beschreibt das Martyrium, das der 43-Jährige im Oktober 2014 in Düsseldorf und Wuppertal durchlitten hat: Demnach wurde er geprügelt, mit einem Elektroschocker gequält, musste seine Pin-Nummer nennen. Sein Konto wurde geplündert, sein Auto verkauft und seine Möbel verschwanden aus der Wohnung.

Auf freiem Fuß sind der Jüngste, 20 Jahre alt, und die einzige Frau aus der Gruppe. Die 33-Jährige ist die Schwester von zwei Angeklagten. Sie soll ihre Brüder angestiftet haben, ihrem 43 Jahre alten Bekannten eine Lektion zu erteilen, weil er sie bei einer Wohnungsbesichtigung geschubst habe. Sie hatte Geldsorgen, dem 43-Jährigen soll es dagegen finanziell gut gegangen sein.

Laut Staatsanwalt wurde das erheblich verletzte Opfer nach sechs Tagen unter Drohungen von seinen Peinigern frei gelassen. Auf seinen Wunsch wurde er zu der Frau gebracht, die nun auf der Anklagebank sitzt. Sie hatte zwischenzeitlich Vermisstenanzeige erstattet.

Das Verhältnis des Opfers zu der 33-Jährigen ist unklar: Trotz der Entführung besuchte er die Frau im Gefängnis und besorgte ihr eine Wohnung, so dass sie unter Auflagen frei kam. Der Vertreter der Nebenklage, Rechtsanwalt Wolfgang Steffen, sagt über ihn: „Der Mann ist gemartert worden.“ Er könne noch nicht wieder arbeiten.