Düsseldorf Fifty-Fifty: Sozialkritik per Hörbuch
Mit der CD „Was tun?“ unterstützen zwölf namhafte Kabarettisten und die Toten Hosen Obdachlose. Verkauft wird sie für fünf Euro.
Düsseldorf. Christian Ehring empfiehlt ein freiwilliges soziales Jahr im argentinischen Slum. Eine unvergessliche Erfahrung malt der Düsseldorfer Kabarettist aus — für Waisenkinder vor Ort. „Das sind ja häufig emotional total verwahrloste Wohlstandskrüppel, diese 18-jährigen Deutschen.“ Und denen mal ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern . . . Der Gag stammt aus Ehrings aktuellem Soloprogramm. Mit dem Ausschnitt „Die Einliegerwohnung“ unterstützt er die neue CD „Was tun?“ von Fifty-Fifty.
Für fünf Euro kann man das Hörbuch seit Donnerstag bei den Straßenverkäufern erwerben; 2,50 Euro gehen an die Menschen auf der Straße, 1,50 Euro in ein neues Wohnprojekt der Obdachlosenhilfe in Gerresheim. Mit einer Auflage von 10 000 Stück ist der Verkauf gestartet, falls nötig, will man bei Fifty-Fifty nachlegen, erklärt Initiator Hubert Ostendorf.
Neben Ehring finden sich Kollegen wie Konrad Beikircher, Volker Pispers, Tina Teubner und Nessi Tausendschön auf der CD. Die Toten Hosen haben den Bonus-Track „Steh auf, wenn du am Boden bist“ beigesteuert. Für Ostendorf „die Hymne der Obdachlosen“.
Straßenverkäuferin Sandra Martini ist Kabarettfan. Immer samstags stehe sie auf dem Aachener Platz und habe schon einige Vorbestellungen für die neue CD. „Ich muss ja in Vorkasse treten und habe jetzt erstmal zwei gekauft“, erklärt sie das Straßenzeitungs-System. Auch Ostendorf gibt den Tipp: „Wer die CD haben will, sollte sich an einen unserer Verkäufer wenden.“ Für alle anderen gibt es noch den Online-Verkauf über die Fifty-Fifty-Homepage.
Ostendorf bezeichnet die fünf Euro für das Hörbuch als politischen Preis, mit dem Fifty-Fifty auf die Situation von Menschen auf der Straße aufmerksam machen will. Dazu passt das Cover des Künstlers Klaus Klinger, der mit „Was tun?“ die gleichnamige Schrift Lenins zitiert. Die Frage werde immer wichtiger, erklärt Klinger mit Blick auf die Präsidentschaftswahl in den USA und rechte Bewegungen in Europa. „Wir malen das in verschiedenen Variationen in der Stadt. Über die Lösungen müssen die Leute natürlich selbst nachdenken.“
Keine Lösung ist es, dass Menschen mit weniger Geld keinen Wohnraum mehr in Düsseldorf finden, sagt Kabarettist Ehring. „Es kann nicht sein, dass die eine Schicht in der Stadt wohnt und die anderen dort nur zum Arbeiten hinkommen können.“ Als der ehemalige Oberbürgermeister Dirk Elbers Menschen mit geringerem Einkommen das Ruhrgebiet als Wohnort empfahl, war es für Ehring zu viel. Er machte mit Fifty-Fifty gemeinsame Sache und lud zu einem demonstrativen Schlafen auf dem Burgplatz ein — ein Perspektivenwechsel und eine unvergessliche Erfahrung.