Filmtipps für Düsseldorf

Spike Lee hat wieder einen Film gedreht. Es geht darin auch um Kritik an Präsident Trump.

Foto: David Lee/Focus Features/Universal/dpa

Düsseldorf.

„Der Scheiß ist echt passiert!“ So stimmt Spike Lee sein Publikum auf eine haarsträubende Geschichte ein, die — tja — echt wahr ist: In den 70er Jahren will sich ein junger schwarzer Polizist als Undercover-Agent seine Sporen verdienen und bewirbt sich telefonisch auf die Mitgliedschaft im Ku Klux Klan. Versehentlich nennt Ron Stallworth der militanten Untergrundorganisation Weißer Suprematisten zwar seinen echten Namen, aber die ultrarechten Rassisten sind beeindruckt von seinem Hass auf alle „Nigger“. Mit der Einladung zum Treffen steht Don (gespielt von Denzel Washingtons Sohn John David Washington) allerdings vor einem Problem! Das löst man im Polizeidepartment von Colorado Springs mit dem weißen Kollegen Flip. Der ist zwar Jude und damit ebenfalls im Visier der US-Nazis, aber immerhin weiß. Das Doppelspiel geht trotz aller Risiken auf. Alle Verdächtigungen der teils paranoiden Klans-Rüpel können mit Ad-hoc-Ausreden irgendwie zerstreut werden, schließlich hofft die Klan-Führung in Ron einen Mann mit Führungsqualitäten aufbauen zu können. Derweil spitzt sich die Lage zu, weil der Klan einen Bombenanschlag auf eine Versammlung schwarzer Bürgerrechtler plant… Spike Lee macht seit drei Jahrzehnten schwarzes Kino am Rande des Hollywood-Mainstream. Auch diesmal positioniert er sich deutlich. Und seine genüssliche KKK-Farce nimmt im Epilog eine bitterernste Wende, wenn er auf die Ereignisse von Charlotteville und die skandalös ignorante Reaktion Trumps verweist.

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 h (engl. OmU)

Feiern, bis der Bagger kommt. Mit der Verfilmung des gleichnamigen Kiez-Romans von Tino Hanekamp hat sich Improvisationskünstler Jakob Lass („Love Steaks“) erstmals an eine Story-Vorgabe gemacht, ohne sich freilich eng an die Buchvorlage zu halten. Dramaturgischer Kunstgriff des Films über die letzte Silvesterparty im Club der Hauptfigur Oskar ist, dass die Party echt war und die Dreharbeiten quasi „nebenbei“ liefen. „Meine Tür ist so kaputt wie meine Seele“, konstatiert Oskar, nachdem ihm die Kre-dithaie die Tür eingetrieben haben. Mit dabei sind sein Kumpel, der zufällig Rockstar geworden ist und seine Freundin, die mit einem Farbeimer durchs Viertel läuft…

Atelier, tgl. 21.30 Uhr

Einen Oscar hat sie nie bekommen, aber dafür ist sie der einzige Hollywood-Star, der jemals ein Patent erhielt. Hedy Lamarr wurde 1914 in Wien als Hedwig Kiesler geboren. Im Film der 30er Jahre machte die aufregende Schönheit schnell Karriere und mit einer Nacktszene in „Extase“ hatte sie einen veritablen Skandal. 1937 verließ die Jüdin Deutschland und ging in die USA, wo sie als Hedy Lamarr mit dem Attribut „schönste Frau der Welt“ vermarktet wurde. Sie selbst schrieb über das Starsystem: Jede Frau kann glamourös sein, wenn sie nur still steht und dumm dreinschaut. In Hollywood zeigte sie wenig Glück bei der Auswahl von Filmprojekten und bekam 1949 den Preis für die „unkooperativste Schauspielerin“. Während des Krieges nutzte Lamarr eine ganz andere Facette ihres Talents: Sie erfand ein verschlüsseltes Kommunikationssystem, das zur Steuerung von Torpedos zum Einsatz kam — und später die Grundlage von Blue Tooth und W-Lan wurde! Dokumentation über die vielleicht ungewöhnlichste Frau in Hollywood.

Bambi, tgl. 17 Uhr (engl. OmU)

Nun ja, das opulent präsentierte Geheimnis bleibt jedenfalls eins. Ferhan Ozpeteks Hommage an die süditalienische Metropole schwelgt in den schönen Seiten Neapels, Oper, Palazzi und Meerblick, aber verliert sich im verwirrenden Geflecht seiner Handlungsfäden, die lediglich prätentiöse Bilderbuchversprechungen bleiben. Auf einer Nobel-Party beginnt ein heißer Flirt zwischen Adriana und dem attraktiven aber deutlich jüngeren Andrea, der schließlich in einer leidenschaftlichen Liebesnacht endet. Adriana kann ihr Glück kaum fassen, der Mann will sie gleich am nächsten Abend wiedersehen. Doch dazu kommt es nicht mehr, jedenfalls nicht zu Lebzeiten. Die Gerichtsmedizinerin muss kurz darauf feststellen, dass das Mordopfer auf ihrem Seziertisch Andrea ist. Weitere Ermittlungen ergeben, dass er wohl in Kunstdiebstähle verwickelt war. Doch immer wieder hat Adriana den Eindruck, Andrea auf den Straßen zu begegnen…

Cinema, tgl. 16.30 und 21.30 Uhr, am Fr/Sa/Di/Mi um 19 Uhr, So. 19 Uhr u. Mo. 21.45 Uhr im ital. OmU

Während sich Europa im Herbst 1914 in die kriegerische Selbstverzweiflung stürzt, reist ein junger Meteorologe ans Ende des Südatlantiks auf eine einsame Insel, um der Welt zu entkommen. Ausgerechnet dort gerät er in einen Existenzkampf.

Die französisch-spanische Produktion greift unter der Regie von Xavier Gens die Parabel des Romans „Im Rausch der Stille“ von Albert Sanchez Pinol auf und gestaltet sie zu einem visuell aufwendigen Horrorfilm. Auf der Insel trifft der namenlose junge Wetterbeobachter auf den Eremiten Gruner, der sich den Leuchtturm zur Festung ausgebaut hat. Nicht ohne Grund, denn nachts wollen amphibische Monsterwesen den Männern ans Leben. Bald wird klar warum: Gruner hält eins der Wesen als Sexsklavin gefangen und schießt rücksichtslos alle Befreiungsversuche zusammen.

Auch sein neuer Mitbewohner muss bald feststellen, wie er in der Belagerungssituation selbst zum Monster wird und der Zuschauer erkennt, wer hier die Horror-Kreaturen sind.

Cinema, Special Screening am Freitag um 21.30 Uhr