Fröhliches Picknick auf dem Schlachtfeld
Eine Stadtführung verbindet Köln und Düsseldorf auf einer fünfstündigen Tour - auf der Suche nach den Anfängen der alten Fehde.
Düsseldorf. Werden Kölner und Düsseldorfer gefragt, seit wann sie ihre Städtefeindschaft pflegen, lautet die Antwort mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit „schon immer“. Allerdings ist „immer“ bei den Kölschen länger und reicht bis in die Römerzeit zurück. So wundert es auch nicht, dass am Sonntag bei der gemeinsamen Städteführung zur „Fehde“ zwischen Köln und Düsseldorf der Startpunkt an der alten römischen Hafenstraße unweit des Doms beginnt.
Und da gäbe es für den Düsseldorfer Gast schon was zu meckern. So ist das historische Zeugnis wie so vieles in Köln eine Baustelle, und da wo es jetzt liegt wurden die Pflastersteine auch nicht gefunden, sondern im Parkhaus nebenan. „Aber der Kölner ist pragmatisch“, sagt die gebürtige Düsseldorferin Sarah Keppel, die zusammen mit der Kölnerin Christiane Stoltenhoff die Idee zur städteverbindenden Führung hatte.
Die Ursache des alten Streits finden die beiden aber nicht bei den Römern, denn da war Köln schon eine Stadt, und dort wo heute Düsseldorf liegt weideten damals nur Schafe. Auch im Mittelalter spielten das heilige Köln und das Dorf an der Düssel in verschiedenen Ligen. "Köln war die Metropole der Champions League im Reich, dagegen war Düsseldorf noch Kreisklasse."
Bei der Frage nach den Vorurteilen zu beiden Städten haben die 27 Kölner und die beiden Düsseldorferinnen vor dem Rathaus der Domstadt schnell Beispiele zur Hand: „Schickeria und schlechtes Bier“, fällt den Kölnern zu ihren Nachbarn ein. Dafür gilt ihre Stadt im Norden als „dreckig, hässlich, aber auch bodenständig.“ Dazu kommen der Klüngel und die Unfähigkeit, schöne Plätze zu planen.
„Die Städte sind grundverschieden, die Kölner waren seit 1288 freie Reichstadt und ihre Bürger waren reichlich selbstbewusst, eine starke Heimatliebe, die bis heute anhält“, sagt Stoltenhoff. Dafür wurde Düsseldorf noch als Dorf von den Fürsten zur Stadt gemacht und dann generalstabsmäßig als Repräsentanz geplant und gebaut. „Alles bekamen die Düsseldorfer von ihrem Landesherrn von oben“, weiß Keppel. „Wir mussten uns alles erarbeiten und euch fiel alles in den Schoß, da wundert es mich nicht, dass ihr immer besser angezogen seid“, lässt ein Kölner die Fehde aufleben.
Warum die Städte sich so gerne anfeinden? Da vermutet die Gruppe die verlorene Schlacht von Worringen als Ursache. „Heute gewinnen wir bei der Überzahl vielleicht“, sagt ein Kölner, bevor es mit dem Bus zum Schauplatz Fühlinger Heide im Norden Kölns geht. 10.000 Soldaten und Reiter sind damals aufeinandergetroffen. Allerdings kämpften Kölner und bergische Bauern gemeinsam gegen den Kölner Erzbischof und besiegten ihn. Die Kölner und Düsseldorfer von heute lieben es dagegen friedlich und treffen sich zum Picknick mit Alt und Kölsch auf dem Schlachtfeld.
„Erst im 18. Jahrhundert stehen sich Köln und Düsseldorf als echte Konkurrenten auf Augenhöhe gegenüber. Und der Streit beginnt“, sagt Stoltenhoff, als die Gruppe am Düsseldorfer Rheinufer angekommen ist. Dort ist Irmgard Conrads mit ihrem Köln-Hemd, dem Dom an der Halskette und den rot-weißen Schuhen klar als Kölnerin erkennbar, obwohl sie eigentlich aus Leichlingen kommt.
Auf Augenhöhe kamen die beiden Städte, fast wie beim Fußball, durch den Abstieg Kölns und den langsamen Aufstieg Düsseldorfs. „Unter den Franzosen und später unter den Preußen büßten dann beide viele Privilegien ein, und jeder achtete neidisch genau darauf, welche Brösel von den Preußen in Berlin vom großen Tisch in die Städte fielen“, löst Stoltenhoff die Frage nach der alten Feindschaft auf.