Interview mit Jacques Tilly "Für die Rechten sind die Wagen Ausdruck von linksversiffter Mainstream-Presse"

Düsseldorf. Mit seinen provokanten Karnevalswagen polarisiert der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly jedes Jahr. Die einen halten sie für gelungene Satire, die anderen für Beleidigungen.

Am Veilchendienstag reißt Jacques Tilly seine provokanten Mottowagen ab.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Doch nachdem Tilly in diesem Jahr dargestellt hat, wie US-Präsident Donald Trump die Freiheitsstatue vergewaltigen will, hagelt es Hassmails, erzählt er im Interview.

Herr Tilly, wie waren die Reaktionen im diesen Jahr auf ihre Wagen?

So bissig sind die politischen Mottowagen in Düsseldorf
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Jacques Tilly: Das Feedback der Narren beim Rosenmontagszug war sehr, sehr positiv - alle haben gelacht. Alle haben gesagt: „Genau richtig so! So muss Satire aussehen.“ Im Internet gab und gibt es dafür aber einen wahren Shitstorm. Die E-Mails gehen im Sekundentakt ein. Das ist dieses Jahr viel härter als sonst. Dass wir vergast werden sollen, das gab es bisher noch nicht.

Auf welche Wagen gab es denn die meisten Reaktionen?

Abschied: Jacques Tilly verschrottet seine Karnevalswagen
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Tilly: Viele haben gesagt die Wagen sind zu drastisch, gerade die Trump-Wagen. Ich denke, die sind der Situation angemessen. Wenn Sie nicht wahr wären, hätte ich sie nicht gebaut. Die ganzen Wagen waren ja eine Abrechnung mit dem rechtspopulistischen Sturm, der gerade über den Globus fegt. Für die Rechten sind die Wagen ein Ausdruck von linksversiffter Mainstream-Presse. Das ist die übliche Beschimpfung eigentlich.

Wie gehen Sie mit den Drohungen um?

Tilly: Die Wagen sollen ja polarisieren. Wir leben in einer Streitkultur. Solange es einigermaßen gewaltfrei zugeht, finde ich es okay, wenn die Meinungen aufeinander prallen. Kritik ist das Lebenselixier einer demokratischen Gesellschaft. dpa