Düsseldorf Gangster knacken EC-Automaten jetzt auch per Smartphone

Sparkasse lässt Filialen trotz Sprengstoffserie nachts weiter geöffnet. LKA-Mann berichtet nun von neuer Methode.

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Düsseldorf. Überfälle auf Banken und Sparkassen sind wegen der erheblich verbesserten Sicherheitsmaßnahmen oft wenig lukrativ. Stattdessen haben sich Gangster auf andere Methoden spezialisiert. Bereits 43 Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen wurden in diesem Jahr gesprengt. Dabei erbeuteten die Täter mehrere Millionen Euro und richteten Riesenschäden an. Nun haben Banden aus Osteuropa eine filigranere Masche entwickelt. Sie können per Computer die Kontrolle über Geldautomaten übernehmen und ihn komplett leeren — theoretisch auch bei laufendem Geschäftsbetrieb.

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Bekannt wurde das im Rahmen eines Prozesses gegen einen 35-Jährigen vor dem Amtsgericht. Er hatte versucht, bei einem Postbank-Automaten Geld abzuheben. Ein Experte des Landeskriminalamtes erklärte, dass es sich dabei um eine völlig neue Methode handelt. Dabei setzen die Täter ein Wlan-Board und eine Computer-Kontrollkarte ein. Beides kann man inzwischen problemlos im Internet kaufen.

Wie der LKA-Experte erklärte, dauert es etwa zwölf Minuten, bis die Täter sich in die Software des Geldautomaten eingeloggt haben: „Dann können sie ihn wie ein Smartphone steuern.“ Das Gerät spuckt anschließend Geldscheine aus, so lange man es ihm befiehlt. In Deutschland gibt es bisher einen Fall, bei dem ein Schaden von 60 000 angerichtet wurde. In Polen erbeuten die Gangster oft 100 000 Euro und mehr.

Der 35-Jährige hatte das Board und die Karte angeblich für mehrere tausend Euro bei einem Russen in Frankfurt gekauft. Der hatte ihn später darauf hingewiesen, dass noch eine Software fehlt, um sich das Geld auszahlen zu lassen. Der Angeklagte hatte Zweifel daran und wollte ausprobieren, wie weit er mit seiner Technik kommt. Tatsächlich konnte er mit dem Geldautomaten freundlich kommunizieren, doch der Russe hatte nicht gelogen. Der Automat spuckte ohne die Software keine Beute aus.

Für den Versuch wurde der 35-Jährige, der seine Geräte auch in zwei anderen Städten „getestet“ haben soll, zu einer Haftstrafe von 18 Monaten ohne Bewährung verurteilt.

Auch bei der Stadtsparkasse beobachtet man natürlich die Entwicklung mit Sorge. „Die Filialen, in denen Automaten gesprengt wurden, befinden sich in der Nähe der niederländischen Grenze, unter anderem in Kleve, Geldern, Krefeld und Mönchengladbach“, erklärte Stadtsparkassen-Sprecher Gerd Meyer. Offenbar ist es den Tätern wichtig, schnell nach Holland flüchten zu können.

In dem Grenzgebiet gibt es Geldinstitute, die ihre Filialen inzwischen von Mitternacht bis fünf Uhr morgens geschlossen haben. Meyer: „Wir hatten zum Glück bisher damit noch kein Problem. Bei uns kann weiter rund um die Uhr Geld abgehoben werden.“ Allerdings wollte der Sparkassensprecher für die Zukunft auch nichts ausschließen.