Mode „Bona Buni“: Nachhaltige Mode kommt aus Indien

Düsseldorf · Die Gründerin Paushali Lass verkauft fair produzierte Kleider im Ost-West-Design.

Unternehmerin Paushali Lass will das Kunsthandwerk ihres Heimatlandes zeigen. Die Kleider kosten zwischen 100 und 400 Euro.

Foto: Ines Arnold

Paushali Lass liebt Indien, das Land, in dem sie geboren und aufgewachsen ist. Die Menschen, das Essen, die Kultur. Wenigen Dingen aber kann sie heute nichts mehr abgewinnen. Die unübersichtliche Verkehrsführung ist das eine, riesige Feiern mit bis zu 4000 Gästen das andere. „Mein Mann macht sich oft über mich lustig, dass ich durch und durch deutsch bin. Ich bleibe an einer roten Ampel stehen, auch wenn nirgendwo ein Auto zu sehen ist“, sagt sie lachend. Und auch bei ihrer Hochzeit bestand sie darauf, in Deutschland und Schottland im kleineren Kreis zu feiern und auf das Spektakel in Indien zu verzichten. Die indische Mode aber, das traditionelle Kunsthandwerk wie sie es nennt, lag Paushali Lass schon immer am Herzen. Die besonderen Stickereien, die feinen, farbenfrohen, aber auch eleganten Kleider umgaben sie schon als junges Mädchen in Kalkutta und sind Teil ihrer frühesten Kindheitserinnerungen. Die Begeisterung dafür ist bis heute geblieben.

 Heute ist ein Unternehmen aus ihr erwachsen. Unter dem Namen „Bona Buni“, übersetzt weben oder stricken, holt die promovierte Expertin für internationales Marketing heute Kleider aus Indien nach Düsseldorf. Die femininen Kleider bezieht sie direkt von Designern, die den Nähern, den „Kunsthandwerkern“ faire Arbeitsbedingungen bieten und Nachhaltigkeit und Umweltschutz verpflichtet sind. Jedes Kleid ist ein Unikat. Es wird handgenäht. „Teilweise sind es Stücke, bei deren Produktionsprozess kein Strom und auch kein Wasser verbraucht wird“, sagt Lass. „Für ein Kinder-Shirt aus Massenproduktion hingegen werden rund 2000 Liter Wasser benötigt.“

Alles wird verwertet, nichts weggeworfen

 Darüber hinaus wird bei den Stücken, die unter dem Label „Bona Buni“ verkauft werden, auf den Einsatz jeglicher Chemikalien verzichtet. „Für viele unserer Produkte haben wir uns dem Prinzip Zero Waste verschrieben. Das bedeutet, dass alles verwertet und nichts weggeworfen wird“ erläutert Lass. Die Manufakturen sind in Mumbai, Neu-Delhi und in der Nähe von Kalkutta. Regelmäßig ist die Düsseldorferin vor Ort, pflegt den persönlichen Kontakt und stellt sicher, dass die Arbeitsbedingungen angemessen sind.

 Paushali Lass ist in Kalkutta geboren und aufgewachsen. „Ich hatte eine sehr freie Kindheit. Ich war viel draußen, mit meiner Familie zusammen“, sagt sie. Im Alter von zwölf Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Neu-Delhi. „Dort habe ich mich nie richtig wohl gefühlt. Es ist eine sehr große Stadt. Unübersichtlich und oberflächlich.“ Aber auch in Neu-Delhi verbrachte Paushali Lass eine sorgenfreie Schulzeit.

 Sie wuchs ohne Existenzängste auf. Mit mehreren Haushaltshilfen, einem Fahrer. „Mich selbst zu versorgen, musste ich erst lernen. In meiner WG in Schottland konnte ich weder kochen noch war ich gewohnt, selbst den Tisch abzuräumen“, sagt sie. Heute ist die 43-Jährige verheiratet und fünffache Mutter. Des Privilegs, ohne Geldnöte aufzuwachsen, war und ist sie sich stets bewusst. Mit ihrem Unternehmen möchte sie etwas zurückgeben. Die fair bezahlten Mitarbeiter in Indien können ihre Familien unterstützen, ihre Kinder zur Schule schicken und dem Teufelskreis von Armut und Benachteiligung entkommen.

 Paushali Lass verkauft die Kleider ausschließlich über ihren Online-Shop, ein Ladenlokal passt nicht zu ihrem Konzept. „Die Kleider werden angepasst, maßgeschneidert. Sobald ich die Maße habe, wird das gewünschte Kleid in den Manufakturen entworfen und angefertigt“, erläutert sie. Je nachdem wie ausgefallen die Änderungswünsche und aufwendig die Näharbeiten sind, sind die Kleider nach zwei bis sechs Wochen bei ihrer Kundin. Zwischen 100 und 400 Euro kosten die Kleider. „Im Durchschnitt sind es 170 Euro pro Kleid“, sagt Lass. Die Schnitte sind feminin, die Kleider mal farbenfroh mädchenhaft, mal schlicht-elegant. „Jede Frau ist einzigartig und so sollte auch das sein, was sie trägt.“

 Nicht jedes Kleid, das von den Designern in Indien entworfen wird, sei für den europäischen Markt geeignet. „Ich wähle eine Mischung aus Ost und West. Die Mode ist so wie ich. Ich bin auch so eine Mischung“, sagt Lass. Düsseldorf bezeichnet die 43-Jährige als ihre Heimat. „Meine Heimat ist dort, wo meine Familie ist. Mein Mann, meine Kinder“, betont sie. „Ich fühle mich Indien aber immer noch sehr verbunden. Dort liegen meine Wurzeln. Und je älter ich werde, desto mehr vermisse ich die Kultur.“