Düsseldorf Hilbert berechnet das Leben der Bienen

Ohne Großrechner Hilbert würde Christiane Blut Jahrzehnte brauchen, um alle Daten über die Tiere zu erfassen.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Hilbert ist ein Großrechner, der 94 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde durchführen kann. Zum besseren Verständnis: Hinter der 94 würden ausgeschrieben noch zwölf Nullen stehen. Hilbert beschäftigt sich zu einem Großteil mit Bienen, doch wie passt das zusammen?

Das erklärt Wissenschaftlerin Christiane Blut, die Grundlagenforschung über das Verhalten von Bienen betreibt. „Es gibt eine Königin, Drohnen und Arbeiterinnen. Die Drohnen kümmern sich um die Königin, die Arbeiterinnen kümmern sich um den Nachwuchs, erhalten das Volk und sammeln den Nektar. Das wissen wir schon, aber was wir nicht wissen, ist, wie der Übergang funktioniert, dass die Bienen in einem Kollektiv zusammenarbeiten.“

Jetzt kommt wieder Hilbert ins Spiel. Denn die Wissenschaftlerin sammelt ohne Ende Daten über die possierlichen Tierchen. „Ohne den Rechner würde es Jahrzehnte dauern, alle Daten zu erfassen.“ Blut hält Bienenvölker mit bis zu 1000 Tieren. In der freien Natur leben in einem Stock bis zu 60 000 Tiere. Jede einzelne wurde mit einem Barcode beklebt. Mit einem geruchlosen Harzkleber. „Bienen sind sehr empfindlich und ein starker Geruch würde das Ergebnis verfälschen. Manchmal sitzen wir einen ganzen Tag mit bis zu acht Leuten im Labor und bekleben Bienen. Das können wir nämlich nur in den ersten Stunden ihres Lebens machen. Sehr bald können sie nämlich stechen und dann ist das nicht mehr so angenehm.“

Eine Kamera filmt das muntere Treiben in dem Stock und erstellt ein Bewegungsprofil von jeder Biene. „Wir versuchen herauszufinden, warum sie das macht. Was passiert mit dem Stock, wenn eine mit Pestiziden belastete Biene dazukommt. Arbeiten alle gleich oder sind einige langsamer. Um diese Fragen geht es unter anderem“, erklärt Blut.

„Wir haben Hilbert nach David Hilbert benannt, dem wohl berühmtesten Mathematiker der Neuzeit“, erklärt Wissenschaftler Stefan Raub, der für den Rechner zuständig ist. Dabei ist Hilbert nichts anderes als ein Zusammenschluss von 121 normalen Rechnern, mit 306 Prozessoren und 3300 Rechenkernen, die miteinander verbunden wurden. „Wenn man das richtig macht, dann arbeiten sie zusammen. Dennoch kann d Hilbert nur eines richtig gut: rechnen“, erklärt Raub. 2,5 Millionen Euro kostet das System. Zum Vergleich: Der erste Großrechner, den die Uni 1976 angeschafft hatte, kostete damals umgerechnet 16 Millionen Euro, schaffte aber nur 800 000 Rechenoperationen pro Sekunde. Die Prozessoren leisteten im Vorjahr 15 Millionen Arbeitsstunden.

Hilbert steht in dem am besten gesicherten Raum der Uni. Dort liegt die Temperatur konstant bei 21 Grad. „Das ist auch das Problem. Für die Kühlung verbrauchen wir über 200 000 Liter Wasser am Tag. Das ist der Durchschnittsverbrauch eines Deutschen innerhalb von vier Jahren. Aber ab 80 Grad würden alle Rechner kaputt gehen“, sagt Raub. Der Stromverbrauch ist mit 54 KW dagegen recht gering.