Kritik an Radverkehrsführung Hofgarten und Kö-Bogen - Stadt will mehr Radfahrern weniger Platz lassen

Düsseldorf · Am Kö-Bogen und um den Hofgarten sind immer mehr Radfahrer unterwegs, aber genau deshalb will die Stadt den Radverkehr nun offenbar systematisch einschränken.

Im Kö-Bogen sind Radfahrer unerwünscht, viele lassen sich aber auch von Schildern (noch) nicht beeindrucken.

Foto: Schaller,Bernd (bs)

Auch, aber nicht nur aufgrund von Corona fahren immer mehr Menschen in Düsseldorf mit dem Fahrrad. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Düsseldorf hat jetzt stolz eine Statistik veröffentlicht, die auf der Auswertung der 13 Zählstellen im Stadtgebiet basiert: Danach sind zwischen Januar und Ende Mai 31 Prozent oder 624 387 Radfahrten mehr registriert worden als im gleichen Zeitraum 2019.

„Dieser enorme Zuwachs verlangt nach mehr Platz auf den Radwegen und Straßen in unserer Stadt“, sagt Lerke Tyra, die stellvertretende ADFC-Vorsitzende. Doch der Ausbau von breiteren Radwegen kommt in Düsseldorf nur schleppend voran. Selbst temporäre Versuche mit „Pop-up-Radstreifen“ sind politisch heiß umstritten, wie die jüngsten Kontroversen um die „Protected Bike Lanes“ zwischen Oberkasseler Brücke und Arena am Rhein entlang sowie im Reisholzer Hafen gezeigt haben. Am 16. Juni nun trifft sich die Fachgruppe Radverkehr zu einer brisanten Ortsbefahrung per Rad. Es geht um den Kö-Bogen und wohl auch um den Hofgarten. Hier sind immer mehr Radfahrer unterwegs, aber genau deshalb will die Stadt den Radverkehr nun offenbar systematisch einschränken.

Beschränkungen widersprechen der gelebten Rad-Praxis

„Aufgrund des hohen Nutzungsdrucks ist es nicht geplant, weitere Wege im Hofgarten für den Radverkehr freizugeben“, teilte jetzt das zuständige Gartenamt auf Anfrage von Christian Rütz (CDU), Mitglied in der Fachgruppe Radverkehr, mit. Dahinter steckt die Absicht, Fußgänger besser zu schützen. Dieses Argument führte die Stadt schon an, als es rund um den Libeskind-Bau im Kö-Bogen ging. Dort ist Radfahren verboten, obwohl hier die vielbefahrene Achse Hofgarten-Königsallee verläuft. Natürlich sind hier auch weiterhin viele mit dem Rad unterwegs, noch werden sie geduldet und nicht bestraft – aber nicht mehr lange. Doch auch im Hofgarten sieht ein neuer Plan für die Radverkehrsführung Beschränkungen vor, die der gelebten Praxis widersprechen: So soll man aus Richtung Norden, vom Radweg auf der Kaiserstraße an der Ecke Inselstraße in den Hofgarten kommend, nicht den neben der Kaiserstraße verlaufenden Weg nehmen. Der Diagonalweg durch den Hofgarten von der Inselstraße zum Ratinger Tor soll ebenfalls nicht freigegeben werden. „Obwohl der an den Radweg Heinrich-Heine-Allee anschließt und eine wichtige Netzverbindung darstellt“, wie Rütz anmerkt. Auch der Abschnitt vom Ratinger Tor bis zum Corneliusplatz ist nicht mehr für Radfahrer gedacht.

Auch Norbert Czerwinski (Grüne) will bei der Ausfahrt der Fachgruppe Verbesserungen anregen: „Da sind pragmatischere Lösungen drin, etwa im rückwärtigen Bereich des Theatermuseums, wo Radfahrer zumindest langsam fahren dürfen.“ Rütz wiederum ärgert vor allem, dass die Überlegungen zum Radverkehr im Hofgarten seit Jahren nur verwaltungsintern, also ohne Beteiligung der Fachgruppe, der Politik und der Öffentlichkeit laufe. Natürlich könne man im zentralen Park der Stadt nicht alle Wege für Radler freigeben, aber nur noch die nötigsten Verbindungen für Radfahrer zuzulassen, „ist für eine Stadt, die fahrradfreundlich sein will, zu kurz gegriffen“, meint Rütz.