„Ich war schneller“ — Prügelei unter Pfandsammlern

Markus B. hat jahrelang am Flughafen gesammelt. Nach dem Prozess zog er in die Altstadt.

Sein Prozess hatte für Aufsehen gesorgt. Zweieinhalb Jahre lang hatte Markus B. im Flughafen Pfandflaschen gesammelt. Bis zu 50 Euro hatte er abends in der Tasche. Obwohl der 46-Jährige regelmäßig aus dem Gebäude verwiesen wurde, kehrte er immer in das lukrative Terminal zurück. Er wurde wegen Hausfriedensbruchs angeklagt. Nach dem Prozess wechselte Markus B. trotz eines Freispruchs das Revier und sammelt seitdem Flaschen in der Altstadt. Dort bekam er Ärger mit der Konkurrenz, der in Handgreiflichkeiten mündete. Wegen Körperverletzung musste sich der Obdachlose am Dienstag vor dem Amtsgericht verantworten.

Im Juni vergangenen Jahres war Markus B. abends am Heinrich-Heine-Platz unterwegs. In einer Mülltonne erspähte er eine Bierflasche, auf die es auch ein anderer Sammler abgesehen hatte. „Ich war schneller“, versicherte Markus B. der Richterin. Trotzdem gab es danach Streit. Der andere Sammler soll den Angeklagten wegen seiner Leibesfülle übel beleidigt haben. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll Markus B. den Kontrahenten dann eine Treppe hinunter geworfen haben.

Der 46-Jährige beteuerte, dass er sich nur gewehrt habe. Das mutmaßliche Opfer habe einen Kumpel geschlagen, der im Rollstuhl sitzt: „Da bin ich dazwischen gegangen.“ Der Schwerbehinderte war als Zeuge geladen und erklärte, dass es immer wieder Streit unter den Pfandsammlern gebe. An den Vorfall konnte sich der 50-Jährige kaum noch erinnern. Die Aggression sei aber nicht von Markus B. ausgegangen: „Wir Obdachlose halten zusammen.“

Das vermeintliche Opfer war am Dienstag unentschuldigt nicht zum Prozess erschienen. Die Amtsrichterin verhängte gegen ihn ein Ordnungsgeld von 200 Euro. Wann der Prozess weitergeht, steht noch nicht fest.