Soziales Hartz IV: Kürzungen basieren meist auf Meldeverstoß

Düsseldorf · Caritas empört sich über Leistungskürzungen: In nur vier Prozent der Fälle ist Ablehnung eines Jobs der Grund.

In mehr als 11500 Fällen wurden in Düsseldorf Sanktionen gegen Hartz-IV-Bezieher verhängt. Foto: dpa

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Vergangene Woche stellte Günter Jauch in seiner Quizshow „Wer wird Millionär“ einem Kandidaten diese Frage: Worauf sind 75 Prozent der Sanktionen für Hartz-IV-Empfänger zurückzuführen? a) Weil sie einen Termin im Jobcenter versäumt haben; b) weil sie eine Arbeit nicht angenommen haben?; c) weil sie einen Job aufgegeben haben?; d) weil sie Vermögen verschwiegen haben? Die richtige Antwort „a“ gibt jetzt auch der Caritasverband im Erzbistum Köln — und empört sich zugleich: „Das ist völlig unverhältnismäßig, denn es steht in keiner Relation zur Schwere der Verstöße“, meint Frank Johannes Hensel, Direktor des Caritasverbandes für das Erzbistum Köln.

Im dazu gehörenden Düsseldorf lag die Quote 2017 sogar bei 87,5 Prozent. Von den 11 517 ausgesprochenen Sanktionen für Hartz-IV-Bezieher entfielen 10 083 auf ein Meldeversäumnis. aber nur 476, weil jemand sich weigerte, einen Job anzunehmen. Diese Gruppe macht entgegen der landläufigen Meinung gerade mal 4,1 Prozent  aus. Die Zahlen basieren auf einer Auswertung der Daten der Bundesagentur für Arbeit durch die Freie Wohlfahrtspflege NRW. Positiv ist, dass die Zahl der „Hartzer“ und die der „Sanktionierten“ in Düsseldorf zuletzt leicht gesunken sind.

Bei Verstößen wurde die Gesamtregelleistung der Bezieher in Düsseldorf im Schnitt um 86 Euro gekürzt. Hensel: „Für Hartz-IV-Bezieher ist das oft eine Katastrophe, das Geld reicht nicht mehr für eine Zeitung, ein Buch oder Busticket; in extremen Fällen auch nicht mehr für Essen, Unterkunft und Heizung.“

Der Kandidat bei Jauch wusste übrigens die richtige Antwort. Aber erst., nachdem durch den 50-50-Joker zwei Antworten verschwunden waren...