Jarzombek gegen Tacer im Nord-Duell

Der CDU-Parteichef ist im Wahlkreis 106 Favorit. Doch neben dem SPD-Kandidaten kämpft hier auch die FDP-Frau Strack-Zimmermannum jede Erststimme.

Im Düsseldorfer Norden wurde meist konservativer gewählt. Bedeutet: Im Bundestagswahlkreis 106 siegte oft der CDU-Kandidat. Das war nur 1998 und 2002 anders, als SPD-Umweltexperte Michael Müller die meisten Erststimmen und damit das Ticket für den Bundstag direkt löste. Doch der Bundestrend hat sich längst geändert. Und nach dem Erfolg seiner Partei bei der NRW-Landtagswahl im Mai und angesichts bundesweiter Prognosen ist CDU-Mann Thomas Jarzombek im Wahlkreis Favorit.

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Den gewann der 44-Jährige bereits zwei Mal, 2009 und 2013. Zuletzt holte er dort 47,9 Prozent der Erststimmen (in absoluter Zahl: 78 206) und lag deutlich vor dem SPD-Konkurrenten Philipp Tacer (29,2,%, 47 731 Stimmen). Auch am 24. September kommt es wieder zu dem Duell der beiden gebürtigen Düsseldorfer.

Sie treten in einem Wahlkreis an, der - wie berichtet - auch oft das Abstimmungsverhalten aller Deutschen stark widerspiegelte. Ein Wahlkreis, der eben die Vielfalt des Lebens in Düsseldorf zeigt: dörfliche Stadtteile wie Angermund und Knittkuhl, das Herz der Stadt mit der Altstadt, das Linksrheinische ebenso wie lebendige und trendige Innenstadtviertel (Derendorf, Pempelfort und Flingern-Nord), aber auch alte Arbeiterviertel wie Flingern-Süd und Rath.

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Optimistisch geben sich gestern beide Spitzenkandidaten. Der Düsseldorfer CDU-Chef Jarzombek, der sich in Berlin mit den Schwerpunktthemen Verkehr und Digitalisierung befasst, stellt in seinem Wahlkampf auf der Straße, in Unternehmen und nach 9600 Hausbesuchen fest: „Die Stimmung ist ähnlich gut wie bei der Landtagswahl.“ Doch mit Listenplatz 12 habe er „keinen Rettungsanker“, „ das Ding muss gewonnen werden.

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Doch das gilt auch für den SPD-Ratsherrn Philipp Tacer. Der 34-Jährige steht auf der SPD-Liste auf Position 46. Auch für ihn beginnen die Tage seit Wochen sehr früh: Mit Brötchentüten begrüßt er die Arbeiter vor dem Sprinterwerk nach deren Nacht- und vor deren Frühschicht, ist im Straßenwahlkampf mit Senioren aktiv, macht natürlich ebenfalls Hausbesuche. Und für den Schlussspurt ist er „hochoptimistisch“. Tacer begründet: „Nach dem TV-Duell gibt es noch so viele unentschlossene Wähler.“ Im Wahlkampf stelle er zudem fest: „Je näher der Wahltermin rückt, desto mehr ist die Bevölkerung politisiert.“

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Spannend in diesem Wahlkreis wird auch sein, wie viele Stimmen die FDP holen kann. Denn die Liberalen wollen nach dem Erfolg in NRW auch unbedingt den Einzug in den Bundestag schaffen. Dafür kämpft Marie-Agnes Strack-Zimmermann ausdrücklich - im Gegensatz zu früheren FDP-Kandidaten - auch um jede Erststimme. Schafft die FDP die Fünfprozent-Hürde ist die stellvertretende Bundesvorsitzende mit Listenplatz 2 garantiert im nächsten Bundestag. Zurzeit ist sie FDP-Fraktionschefin im Stadtrat, damit Teil der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP. 2013 holte Gisela Piltz für die FDP 3,6 der Erststimmen, bei den Zweitstimmen kamen die Liberalen auf 9,2 Prozent.

Für die Grünen tritt deren Sprecherin, Paula Elsholz, an. Sie ist ebenfalls Mitglied des Stadtrates. Bei der letzten Bundestagswahl fuhr Mona Neubaur das drittbeste Erststimmenergebnis überhaupt mit 8,2 Prozent ein. Die Grünen schafften 9,4 Prozent bei den Zweitstimmen.

Für die Partei Die Linke tritt Udo Bonn an, der seit 20 Jahren in Düsseldorf lebt. Seine Partei gewann 2013 bei den Erststimmen im Norden 5,3, bei den Zweitstimmen 6,4 %.

In beiden Düsseldorfer Bundestagswahlkreisen entschieden sich schon bei der Wahl 2013 übrigens genau 4,2 Prozent der Wähler bei der Zweitstimme für die AfD. Im Norden ist diesmal Guido Dietel Kandidat dieser Partei.