Jeck in Düsseldorf „Tunte Lauf“ ist das Karnevals-Comeback des Jahres

Düsseldorf · Die Veranstaltung der KG Regenbogen begeisterte die Besucher in der ausverkauften Nachtresidenz. Eine Jury kürte den besten Auftritt.

Gäste aus Spanien hatten beim „Tunte Lauf“ einen Auftritt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Es war wohl das Comeback der Karnevalssession: Die Rückkehr des „Tunte Laufs“ in die Nachtresidenz. Die Veranstaltung der KG Regenbogen war vor vier Jahren das bis dahin letzte Mal in der „Nachtresi“ gewesen. Aber am Karnevalssamstag 2024 war es, als wären die Regenbogen nie weg gewesen. „Wir sind so froh, wieder in unserem Wohnzimmer zu sein. Tunte Lauf gehört einfach in die Nachtresidenz“, urteilte Regenbogen-Vorsitzender Norman Sandrock.

Dieser Ansicht waren offenbar auch viele Düsseldorfer Jecken – sie hatten der Karnevalsgesellschaft sämtliche Eintrittskarten quasi aus den Händen gerissen. „Wir sind mit 1200 Gästen ausverkauft“, jubelte Regenbogen-Präsident Andreas Mauska auf der Bühne. „Ich kann euch gar nicht sagen, wie stolz ich bin, das Haus direkt wieder so voll bekommen zu haben.“ Freuen wird sich darüber auch die Aids-Hilfe Düsseldorf, denn die Eintrittsgelder gehen als Spende an die karitative Organisation.

Neun Tunten stellten sich der hochkarätig besetzten Jury. Neben der TV-Persönlichkeit Loreley Rivers, Teilnehmerin der ersten Staffel von „Drag Race Germany“, und Amazona The Queen, „Tunte Lauf 2023“-Gewinnerin, gab auch die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur ihr Votum ab. „Ich war auch schon mal privat beim Tunte Lauf“, sagte Neubaur. „Mir gefällt die Veranstaltung, weil sie alle Menschen zusammenbringt, egal wen man liebt.“

Die meisten Teilnehmer stöckelten über den Laufsteg, ohne damit zu rechnen, den Sieg als „Super-Tunte 2024“ davonzutragen und den Hauptpreis zu gewinnen. „Im letzten Jahr stand ich noch unten bei den Zuschauern und habe mir gedacht, was die da oben zeigen, kannst du auch“, so Lilie Waldbeere. „Vor vier Wochen habe ich mir Schuhe gekauft und Lieder zusammengeschnitten, zweimal vor dem Spiegel geübt und jetzt stehe ich hier“.

Die Konkurrenz war zumeist top-gestylt, oft zuerst züchtig, aber nach wenigen Sekunden lasziv, sexy und erotisierend gekleidet und nahezu pflichtgemäß auf unendlich hohen High Heels unterwegs. Für jeden Zentimeter Absatzhöhe erhielten die Wettbewerber je einen Punkt.

Somit hätte Prinz Uwe I. 14 Punkte erhalten, aber weil die Tollität in knallroten Pumps außerhalb der Konkurrenz über den Laufsteg stolzierte, wurden keine Punkte vergeben. Auch der Sellerieprinz der Närrischen Marktfrauen, Florian I., hatte sich in Pumps gezwängt.

Die niedrigsten Absätze auf der Bühne hatten Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), der in Joggingschuhen unterwegs war, und Stimmungssänger Heinz Hülshoff. „Meine Absätze sind nur eineinhalb Zentimeter hoch“, so Hülshoff. Als es aber ernst wurde beim Wettbewerb, stiegen die Absatzlängen in teils schwindelerregende Höhen. Genauso wie die Lautstärke des Jubels.

Jubeln war sowieso die Lieblingsbeschäftigung der Besucher. Zum einen wurden sie von Andreas Mauska regelmäßig zu aufbrausenden Beifallsbekundungen aufgefordert, weil die Lautstärke nach jeder Tunten-Performance in das Jury-Ergebnis einfloss, zum anderen verwandelten die Tunten-Fans den Kuppelsaal auch freiwillig in einen rauschenden Jubelpalast – beispielsweise bei den Fidelen Sandhasen. Das 62 Personen starke Tanzcorps aus Köln bot tänzerische Hochleistungen mit atemberaubenden akrobatischen Einlagen, Flugelementen und dreistöckigem Pyramidenbau. Mauska maß auch diesen Applaus und kam auf 117 Dezibel, den lautesten Wert des gesamten Abends.

Die Reaktionen auf die Tunten-Kandidaten war aber nicht wesentlich leiser. Einige Male zappelte der Zeiger des Lautstärkemessers um die 115 Dezibel. Für jedes Dezibel jenseits der 100 gab es je einen Punkt. Es siegte schließlich Lilie Waldbeere. Aus der Hand von Marco Gonzàlez, Bürgermeister von Puerto de la Cruz, gab es einen Gutschein für eine Reise für zwei Personen zum Sommerkarneval auf Teneriffa. „Jetzt muss ich mir erst einmal Urlaub nehmen“, so Lilie Waldbeere.