Kirche in Düsseldorf Kirchengemeinde erinnert an sexuelle Übergriffe
Düsseldorf · Gemeindemitglieder errichten Mahnwache vor der Kirche St. Margareta. Gutachten des Erzbistums greift offenbar dritten Übergriffs-Fall auf.
Genau ein Jahr ist es her, als die katholische Kirche in Gerresheim von einem Missbrauchsfall erschüttert wurde. Der inzwischen verstorbene Pfarrer O. soll sich an einem Kindergartenkind vergangen haben. Viele Gemeindemitglieder, die ihn gut kannten, leben heute noch, sie konnten es nicht begreifen. Viereinhalb Monate später kam ein weiterer Fall hinzu: Pfarrer D. wurde suspendiert, auch er wegen möglichen sexuellen Missbrauchs. Beim Erzbistum in Köln herrschte lange nur Schweigen. Ein halbes Jahr nach Bekanntwerden des Falls von Pfarrer O. kam Rainer Maria Kardinal Woelki zu einem „nicht-öffentlichen Gespräch“ nach Gerresheim. Das Ergebnis war für viele Gläubige eher unbefriedigend, dem Kardinal wurde vor der Kirche Maria vom Frieden mehrfach die Rote Karte gezeigt.
Seitdem ist viel passiert, Woelki wurde unter anderem bis März 2022 beurlaubt, das Erzbistum hat zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die zur Aufklärung beitragen sollen. Aber viele Fragezeichen bleiben. Damit die Fälle nicht in Vergessenheit geraten, haben am Freitagabend (pandemiebedingt nur) gut ein Dutzend Gemeindemitglieder von St. Margareta vor der Basilika in Gerresheim protestiert. Unter dem Titel „Warten – wie lange noch?“ wurde ein Plakat aufgehängt, auf dem symbolisch eine eingeknickte Kirchturmspitze gezeigt wird und Fragen gestellt werden: „Wann hört das auf? Wann gibt es Aufklärung? Wann werden die systemischen Ursachen beseitigt?“
Und es wurde eine Erklärung verlesen, in der von einem möglichen dritten Fall von Übergriff die Rede war. „Darüber darf nicht offen gesprochen werden – juristisch untersagt“, sagt Peter Barzel, eine der Initiatoren des Protests. Der Fall werde in dem zweiten, vom Erzbistum in Auftrag gegebenen Gercke-Gutachten ohne Namensnennung jedoch benannt – inklusive konkretem Aktenvorgang.
Auch in der Kirchengemeinde St. Margareta hat man auf die Vorfälle reagiert. Der Pfarrgemeinderat hat einen Ausschuss „Aufarbeitung Prävention“ gebildet. „Es geht darum, dass die Geschehnisse an der Oberfläche bleiben und aufgearbeitet werden. Die Plattform soll zum Austausch genutzt werden, es kann nicht sein, dass wir einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagt Barzel. Dabei soll stets größtmögliche Transparenz geschaffen und auch Präventionsarbeit geleistet werden.