Performance Analyse des Virenbegriffs mit Hilfe von Tanz und Kampf

Düsseldorf · „Der Eindringling - Eine Autopsie“ im FFT zeigte, wie die Angst vor dem Virus schädlicher ist, als der Virus selbst.

„Der Eindringling – eine Autopsie“ von Helena Waldmann war am FFT zu sehen.

Foto: Christopher Schmidt

Wer an Begriffe wie „Viraler Hit“ oder „Computervirus“ denkt, dem fällt schnell auf, dass der Begriff Virus nicht nur Assoziationen mit Biologie und Gesundheit hervorruft. Die Breite dieses Begriffes sollte die Performance „Der Eindringling – Eine Autopsie“, die in den Kammerspielen des FFT stattfand, zum Ausdruck bringen. In einer Tanzperformance ließen die drei Performer in ihrer pastellfarbenen Kleidung das Stück im menschlichen Körper spielen. Gleichzeitig wirkte der Schauplatz mit dem titelgebenden Eindringling und den zwei starr stehenden Wachen auch wie eine Staatsgrenze und zieht so Parallelen zwischen dem abwehrenden Verhalten des Körpers und der Gesellschaft.

Filmische Kampfszenen choreografiert wie ein Tanz

Mit fließenden Bewegungen, welche die Anmutung von Tanzschritten haben, kämpften der Eindringling und die Wachen in dem 60-minütigen Stück. Die artistischen Kung-Fu-Schritte wechselten sich mit Tänzen verschiedener Genres ab. Die vielseitigen Tänzer begannen mit einem Ballett, tanzten Tango miteinander, und bauten auch in diesen Szenen Schläge und Tritte ein. Mit einer Szene in Zeitlupe, bei der ein Tritt haarscharf am Gegner vorbei traf, wirkte das Stück fast filmisch. Wie im Publikumsgespräch im Nachgang herauskam, waren diese Anspielungen auf den Film von der Regisseurin Helena Waldmann gar nicht beabsichtigt. Beim Schauen der Performance hätte sie aber selbst das Gefühl gehabt, dass sich dieser Mittel bedient wurden.

Im Laufe des Kampfes rüsteten sich die Figuren immer weiter auf und schützten sich, was sie aber immer träger machte. Erst als sie das selber bemerkten, konnten sie sich von ihrem Ballast befreiten. Obwohl das Stück ohne nennenswerte Dialoge auskam, wurde die Geschichte klar vermittelt: Die Angst vor dem Virus lähmt einen mehr, als den Virus zuzulassen, und dadurch stärker zu werden. Das lässt sich sowohl auf einzelne Menschen beziehen, die immer mehr Angst vor Krankheiten und Verletzungen haben, aber auch auf Gesellschaften mit Angst vor Migration.

Zur weiteren Einordnung gab es vor der Performance einen Vortrag von der Künstlerin und Medienwissenschaftlerin Susanne Ristow über das Bild des Virus. Ohne eigenen Stoffwechsel auf Wirte angewiesen, liegt das Bild des schädlichen Parasiten nahe. In dem es genetische Informationen kopiert, verbreitet er sie aber auch. Durch Kopierfehler ist er für die Evolution unabwendbar; ein Virusbild, dass durch virale Phänomene im Internet weiter verbreitet wird. Schließlich werden auch dort Bilder ohne eigenen Antrieb verbreitet und verändert.

Die Performance mit Rahmenprogramm war hochwertig, durch die Genrewechsel kurzweilig und machte Aussagen über die Gesellschaft, obwohl es eigentlich nur um den Körper ging.