Konzert: Ein Karneval der Töne
Die Pianistin Gabriela Montero begeistert beim Klavierfestival Ruhr mit Improvisationen über zugerufene Themen.
Düsseldorf. Aufmunternd schaut die südamerikanische Pianistin Gabriela Montero ins Publikum, um musikalische Themenvorschläge entgegenzunehmen. Wenn ihr ein Titel nicht bekannt ist, bittet sie darum, die Melodie vorzusingen. Blitzschnell hat sie die korrekte Tonfolge im Gedächtnis, spielt sie mehrmals hintereinander auf dem Flügel, findet sofort zu den genau passenden Harmonien und pausiert für einen kurzen Moment. Sie muss sich sammeln, um den Einstieg in ihre Improvisation finden.
Und dann legt sie los, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Oft kreiert sie einen Beginn, der dem ursprünglichen Charakter des Themas entgegengesetzt ist. Den Schlager "Schau mich bitte nicht so an" verwandelt sie in ein streng klassisch bis frühromantisches Stück, das mal wie eine Haydn-Sonate, dann wie eine Czerny-Etüde oder ein Schumann-Stück klingt. Lange hält es sie aber nicht bei einer Stilrichtung. Schon erklingt eine Habanera wie aus Bizets "Carmen", und auch in diese Musiksphäre führt sie das Schlagerthema formidabel ein. Die Themen, über die Montero improvisiert, erscheinen in immer wieder anderen Gewändern und scheinen eine Art musikalisches Kostümfest, ja einen Karneval der Töne zu feiern.
Die ersten sechs Töne der 8. Symphonie von Beethoven variiert sie so perfekt, als sei sie auf den Zuruf dieses Themas vorbereitet gewesen. Doch der Verdacht der Präparation ist spätestens hinfällig, als eine kleine Chorgemeinschaft "Viel Glück und viel Segen" intoniert und sich Frau Montero spontan ein ungemein reizvolles Impromptu zu dem Kanonthema ausdenkt. Es folgen Geistesblitze über "Pink Panter", den Hochzeitsmarsch aus Wagners "Lohengrin" (den die Pianistin sarkastisch in Moll enden lässt) und unzählige andere Musiken.
Konzert Wer Gabriela Montero verpasst hat, kann sie noch einmal am 22. Januar 2008 in der Tonhalle, Am Ehrenhof 1, erleben.
Karten unter Tel. 0211/ 89 96 123