Andreas Rebers im Kom(m)ödchen: „Akkordeon ist German Soul“
Interview: Andreas Rebers gastiert mit seinem Programm „Ziemlich dicht“ am 12. und 13. Juni im Kom(m)ödchen. Mit uns sprach er über sein Lieblingsinstrument.
<strong>Düsseldorf. Herr Rebers, auf der Bühne, aber vor allem im Fernsehen treten Sie häufig mit Akkordeon auf. Hatten Sie eine schlimme Kindheit?Rebers: Nein, ganz im Gegenteil. Der Bruder meines Vaters kam früher öfter bei uns vorbei und spielte Akkordeon. Mein Vater sagte dann immer, das müssten wir auch lernen, damit wir für Stimmungsmusik nicht mehr unseren Onkel bräuchten. Er hat dann das ganze Haus mit Instrumenten voll gestellt und gehofft, dass wir was draus machen. Warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden?Rebers: Das hatte rein pragmatische Gründe: Man verbindet einfach sonst niemanden damit. Ich kann auch Klavier spielen, was ich bei meinen Bühnenauftritten auch immer wieder tue. Aber als Erkennungszeichen ist das mit Konstantin Wecker besetzt, mit Liedermacherei und Chanson. Und mit was ist das Akkordeon verbunden?Rebers: Mit dem Akkordeon hat man sofort eine klar definierte Situation. Die kann man auch beliebig steuern, etwa eine Kleinbürgerhochzeit herstellen oder eine Volksmusikshow. Ich sage immer: Akkordeon ist German Soul. Weil das Instrument unweigerlich mit Deutschland assoziiert wird?Rebers: Naja, manchmal hat man das Gefühl, dass es überall auf der Welt besser gespielt wird als in Deutschland. Warum das?Rebers: In Rumänien sind die Melodien, die mit dem Akkordeon gespielt werden, wesentlich komplexer. Auch bei den Schotten oder den Iren klingt es wunderbar lebendig. Das soll nicht heißen, dass man nicht auch deutsche Volksmusik lebendig spielen kann. Aber häufig ist es doch sehr simpel.
"Ja, ich locke gerne die Biedermänner aus der Reserve!"
Tatsächlich besteht der Witz bei Ihnen auch darin, dass Sie Ihre subversiven Seitenhiebe hinter der Behäbigkeit des Akkordeons verstecken. Haben Sie da nicht manchmal Angst, aus dem falschen Lager Beifall zu erhalten?Rebers: Klar, aber genau das macht Kabarett ja auch ein Stück weit aus. Ich locke gerne die Biedermänner aus der Reserve. Gibt Ihnen das Instrument dabei auf der Bühne Halt?Rebers: Ja, ich fühle mich etwas sicherer, wenn ich es umgeschnallt habe. Das ist wie beim Schauspieler mit seinen Requisiten. Als Solo-Kabarettist sind Sie schon fast zehn Jahre unterwegs, vorher waren Sie Ensemble-Mitglied der Münchener Lach- und Schießgesellschaft. Warum werden Sie trotzdem oft noch als Nachwuchskabarettist verkauft?Rebers: Das ist ein Medienproblem. Wo Begriffe fehlen, stellt schnell ein rechtes Wort sich ein. Deswegen wundere ich mich nicht darüber. Anderen ging es jahrelang genauso. Georg Schramm zu Beispiel. Und der ist noch mal ein paar Jahre älter als ich.Andreas Rebers
Geboren 1958, wuchs Andreas Rebers im niedersächsischen Weserbergland auf.
Werdegang 1989 wurde er Musikalischer Leiter am Staatstheater Braunschweig. Rebers ist Autor von Chansons, Liedern und Kabarettprogrammen, sowie Komponist von Bühnen- und Schauspielmusiken.
Preise 2003 erhielt er den "Prix Pantheon", 2007 den "Deutschen Kleinkunstpreis".