„Monologe und Lieder“ Stürmisch beklatschte junge Talente im Schauspielhaus

Düsseldorf · Studierende des Schauspielstudios stellten ihre Arbeiten unter dem Titel „Monologe und Lieder“ erstmals dem Publikum vor. Der Abend machte viel Spaß.

Die Studierenden des Schauspielstudios.

Foto: Schauspielhaus/Thomas Rabsch

„Wenn ich ein Vöglein wär“, zwitschert Charlotte Schülke. Die zarte Person im weißen Kleid drischt mit einem Baseballschläger auf eine Mülltonne ein, wilder und wilder. „Wie einfach es doch ist, ein kleines glückliches Mädchen zu sein“, seufzt sie mit einem Leuchten im Gesicht. Doch Johanna erwartet ein anderes Schicksal – die Last, die Soldaten in den Krieg zu führen und ihrem König zur Seite zu stehen.

Der Text aus „Jeanne oder Die Lerche“ von Jean Anouilh läutet den Abend „Monologe und Lieder“ im vollen Unterhaus ein, gestaltet von den acht Studierenden des Düsseldorfer Schauspielstudios aus der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Sie absolvieren am hiesigen Theater die letzten zwei Jahre ihrer Ausbildung und stellen sich mit ihren Arbeiten, bei denen sie von Ensemble-Mitgliedern unterstützt wurden, erstmals dem Publikum vor.

Elias Nagel blättert außerdem in „Ella“ von Herbert Achternbusch mit Kittelschürze und Perücke das erbärmliche Leben seiner Mutter auf. Orlando Lenzen entflieht in „Die Glasmenagerie“ von Tennessee Williams seiner Vorbestimmung als Lagerhausarbeiter. Drei starke Stücke zu Beginn, souverän dargeboten.

Den Musikunterricht am Studio leiten André Kaczmarczyk und Matts Johan Leenders, die ihren Schützlingen mit Balladen von Bertolt Brecht und Kompositionen von Hanns Eisler und Kurt Weill allerlei zutrauen. Sarah Steinbach, Roman Wieland und Jule Schuck, am Klavier begleitet von Roland Miosga, wagen sich mutig an die Interpretationen. Herausragend Michael Fünfschilling mit „Denn wie man sich bettet, so liegt man“. Luise Zieger beeindruckt mit einem Monolog aus „Salomé“ von Oscar Wilde. Sie flüstert und schreit, breitet ihr großes Tuch aus wie Flügel. Die dankbare Rolle der Klofrau aus Werner Schwabs „Die Präsidentinnen“ macht Sarah Steinbach so viel Spaß wie den Zuschauern. Eine Heldin des Aborts, die genüsslich bis zu den Achselhöhlen in die eklige Tunke taucht und Verstopfungen aus dem Weg räumt.

Nach weiteren Balladen von Bertolt Brecht überzeugt Roman Wieland als Orin aus „Trauer muss Elektra tragen“ von Eugene O’Neill. Traumatisiert vom Krieg und vom Töten, steht er verwundet am Grab seines Vaters. Jule Schuck gibt sich als Maggie in Tennessee Williams’ Drama „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ aufreizend, und doch spürt man hinter der Fassade ihre Verstörung. Ein Glücksgriff, das kurzweilige Programm mit einer Szene aus „Die Möwe“ von Anton Tschechow zu beenden.

Michael Fünfschilling glänzt als Konstantin Gavrilovic Treplev, der ein Stück geschrieben hat und der Premiere entgegenfiebert. Während er Stühle aufstellt und Taschentücher darauf platziert („Falls jemand weinen muss“), rechnet er mit seiner egozentrischen Mutter ab. Daraus macht der junge Schauspieler ein komödiantisches Kabinettstück. Die Lästereien übers Theater gipfeln dennoch in der Erkenntnis: „Aber es geht auch nicht ohne Theater.“

Wohl wahr. Der stürmisch beklatschte Abend hat es bewiesen.