Photo Week: „Es ist Zeit für etwas Neues“
In Düsseldorf wird es ein neues Festival geben. Eine Woche lang steht die Stadt im Zeichen der Fotokunst. Gesucht wird ein Intendant.
Düsseldorf. Als die Quadriennale vor eineinhalb Jahren beerdigt wurde, versprach die Politik einen Nachfolger. Es galt, einen Etat von 4,2 Millionen Euro zu verteidigen und obendrein etwas auf die Beine zu stellen, das mehr Zeug hat zum kulturellen Aushängeschild als das alle vier Jahre stattfindende Kunstfest. Denn dessen Oberthemen waren teilweise arg abstrakt, so dass nicht so recht Festivalstimmung in der Stadt aufkommen wollte. Mehr Begeisterung für die Kultur jedoch wünscht sich Manfred Neuenhaus, FDP-Fraktionsgeschäftsführer und stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses. Behilflich soll dabei ein neues Event sein — die Düsseldorf Photo Week. Neuenhaus’ Ampelkollegen von SPD und Grünen gefällt die Idee, weswegen sie morgen im Kulturausschuss als Prüfauftrag an die Verwaltung auf den Tisch kommt.
Herr Neuenhaus, Foto-Woche statt Quadriennale. Klingt ein bisschen nach Notlösung. Ist in Düsseldorf nichts Innovativeres zu finden?
Manfred Neuenhaus: Die Düsseldorfer Fotoschule ist eine Kunstform von Weltrang. Wir haben beim stets sehr gut besuchten Photo Weekend, das bisher fünf Mal stattfand, gesehen, welche Anziehungskraft Fotos auf die Menschen ausüben. Oder denken Sie nur an die langen Schlangen vor dem NRW Forum. Ich meine, dass wir der Bedeutung der Fotokunst mehr Raum bieten sollten. Gerade in der Kunststadt Düsseldorf. Die Quadriennale war eine exzellente Ausstellung, aber sie hat das Lebensgefühl der Düsseldorfer und der Menschen, die unsere Stadt besuchen, nicht getroffen.
Was macht Fotokunst als Aushängeschild so ideal?
Neuenhaus: Die Grenzen, in denen sie sich bewegt. Wenn Werner Lippert im NRW Forum eine Ausstellung machte, sah man zunächst ein Foto, das aus einem Hochglanzmagazin stammen könnte. Schaute man es sich genauer an, konnte man ein politisches Statement entdecken. Fotokunst ist klar in seinen Aussagen. Sie sagt schlichtweg mehr Menschen etwas. Vielleicht liegt es auch daran, dass dank Handy mehr Menschen selbst fotografieren.
Wer macht bei der Photo-Week mit?
Neuenhaus: Museen, Galerien, Kunstakademie, Heinrich-Heine-Universität, Hochschule Düsseldorf (FH), Off-Räume, aber auch Büchereien, Jugendclubs, Laien eben. Ich glaube, dass Fotografie niemandem egal ist, und deswegen soll auch jeder an dem Festival teilnehmen dürfen. Und natürlich wird es ein Veranstaltungsprogramm begleitend zu den Ausstellungen geben.
Manfred Neuenhaus
Alle dürfen mitmachen - ein demokratischer Ansatz. Und wie sichern Sie das Niveau?
Neuenhaus: Die Photo Week wird natürlich kuratiert. Wir stellen uns ein Kuratorium vor, das national und international besetzt ist. Wer in eine solche Jury gehört, soll aber die Verwaltung prüfen. Das ist nicht Sache der Politik. Wir machen das Angebot, wollen uns jedoch nicht in die Gestaltung einmischen.
Dennoch haben Sie als möglichen Intendanten Werner Lippert, ehemals Leiter des NRW-Forums, ins Gespräch gebracht. Ist er nach der Eröffnung seines Geschäfts für Gartenbedarf nicht zu weit weg von der Szene?
Neuenhaus: Lipperts Blick für das, was fasziniert und was nicht, hat zu sehr erfolgreichen Ausstellungen im NRW Forum geführt. Ein solches Gespür kann man gar nicht verlernen. Aber auch die Intendanz soll die Verwaltung prüfen. Als Gründungsintendanten können wir uns Lippert vorstellen. Ich habe jedoch noch nicht mit ihm gesprochen.
Wann soll die Photo Week zum ersten Mal stattfinden?
Neuenhaus: In zwei Jahren. Anfang 2017 muss der Intendant im Amt sein, dann starten die Gespräche mit den Teilnehmern und zum Programm.
Der Etat der alle vier Jahre stattfindenden Quadriennale betrug 4,2 Millionen Euro. Für die Photo Week werden zunächst 300 000 Euro eingeplant. Wie geht das?
Neuenhaus: Bei den 300 000 Euro handelt es sich zunächst nur um die Personalkosten für Intendanz und Büro zur Organisation des Ganzen. Der Rest der 4,2 Millionen Euro wird jedoch nicht an den Kämmerer zurückgegeben. Alle Fraktionen haben sich darauf geeinigt, das Geld im Kulturetat zu belassen.
Sie stellen Geld für ein neues Festival zur Verfügung, während bestehende Kulturinstitute geschlossen werden sollen, Stichwort Theatermuseum. Wie erklären Sie das?
Neuenhaus: Das Theatermuseum wird nicht geschlossen. Es wird an einen neuen Standort verlagert. Das ist die neueste Entwicklung.
Es rumpelt in der Düsseldorfer Kultur ganz ordentlich: Das Führungsteam der Kunstsammlung geht, der Leiter der Stiftung Museum Kunstpalast ebenfalls, das Theatermuseum verliert seine Selbstständigkeit, das Schauspielhaus wird nicht fertig. Das muss Ihnen als privatem und beruflichem Kulturmenschen doch arg wehtun.
Neuenhaus: Wenn gute Leute gehen, tut das immer weh. Aber es ist auch eine Chance, etwas Neues zu gestalten. Wenn alles glatt liefe, wäre ich vermutlich gar nicht auf die Idee mit der Photo Week gekommen. Und zum Schauspielhaus: Wir haben trotz Baustellenstresses ein gutes Theater. Es gelingt in der Öffentlichkeit nur nicht immer, das voneinander zu trennen. Aber keine Frage — für den neuen Intendanten Wilfried Schulz ist das der reine Horror.