Tonhalle: Händel — "der Bohlen des Barock"
Kabarettist Christian Ehring präsentiert Satire zu einem Klassikkonzert in der Tonhalle.
Etwas monothematisch fiele das Programm aus, gäbe es beim Nachmittagskonzert aus der Reihe „Sonnenwind“ in der Tonhalle ausschließlich Musik. Denn das Kammerorchester Al Ayre Español unter Leitung von Eduardo López Banzo spielt ausschließlich die klangschönen, aber nicht eben abwechslungsreichen Concerti grossi op. 6 von Georg Friedrich Händel.
Doch gibt es jemanden, der mischt die Sache auf — Kabarettist Christian Ehring. Er spielt zwischen den Concerti den Pausenclown, und zwar einen ausgesprochen ausgeschlafenen. Mit musikalischem Wissen und einer kräftigen Portion Satire geht es durch die Welt des Barock und der heutigen Politik.
Am Beispiel von Bundes- und Landesregierung erklärt Ehring den Aufbau des Concerto grosso, das ja von häufigen Wechseln zwischen brillanten Solopassagen (Concertino) und den weniger herausgehobenen Passagen des vollen Orchester-Tutti (Ripieno) gekennzeichnet ist. „Ursula von der Leyen prescht hervor, ist innovativ — ganz klarer Concertino-Typ“, sagt Ehring. „Ganz anders Seehofer — will Concertino, ist aber Ripieno.“
Händels häufige Praxis der Wiederverwertung bereits komponierter Musik in neuen Stücken bezeichnet Ehring als zukunftsweisendes Recyclingverfahren. „Händel war der Dieter Bohlen des Barock.“ Und außerdem sei Händel schon als Kind eine Riesenbegabung gewesen: „Also richtig begabt, nicht wie heute im Sinne von verhaltensauffällig.“
Immerhin konnte Händel seinen aus zwölf Concerti grossi bestehenden Werkzyklus op. 6 in der Rekordzeit von vier Wochen zu Papier bringen. Heraus kam eine prächtige Sammlung wohlklingender Orchesterstücke.
Das spanische Instrumentalensemble beeindruckt durch eine überaus akzentuierte Musizierweise. Das Kammerorchester spielt mehrheitlich im Stehen, was schon optisch einen sehr dynamischen Eindruck macht. In den schnellen Sätzen beeindrucken die Spanier durch die Verbindung von klarer Artikulation und Temperament. Und die Adagios Larghettos verbreiten ein Flair von Samt und Seide.
Weniger brillant verläuft der Wechsel zwischen Musik und Kabarett. Während das Orchester spielt, sitzt Ehring etwas steif daneben, während der Kabaretteinlagen stehen die Musiker abwartend herum.