Webvideopreisverleihung: Der Internet-Clip wird erwachsen
In Düsseldorf wird am Samstag der Webvideopreis verliehen.
Düsseldorf. Duell auf einem Parkplatz: Die Protagonisten sind ein Lockenkopf und sein Widersacher, der „Breadman“. Dieser wird offensichtlich von jemandem dargestellt, der sich ein Fladenbrot vor dem Gesicht befestigt hat. Wenn dann der Held theatralisch ein Baguette aus seiner Tasche zieht und damit wie mit einem Sturmgewehr auf den Brotmann schießt, dann ist das entweder Schwachsinn oder Kunst. Bei dem Webvideopreis, der am Samstag in Düsseldorf verliehen wird, ist es letzteres.
Markus Hündgen (32) hat den Award ins Leben gerufen, der jetzt zum zweiten Mal an Amateure und Profis verliehen wird. „Das Webvideo ist erwachsen geworden“, sagt der Journalist. Damit meint er die Entwicklung vom puren Unsinns-Produkt — lachende Babys, stürzende Skateboardfahrer — zu mehr Aufwand und einer eigenen Ausdrucksform, die nach Hündgens Sicht für viele Zuschauer eine Alternative zum Fernsehen geworden ist.
Unter den 24 nominierten Videos, die aus 6752 eingesandten Kurzfilmen ausgewählt wurden, lassen sich wahrlich Schätze finden. Da gibt es einen Film über das Tanzverbot in Bangalore, der skurrile sowie dokumentarische Züge hat. Im nächsten Clip wachsen animierte Lichtpflanzen im nächtlichen Köln. In einem anderen singt ein Zwölfjähriger seiner Toastscheibe ein inbrünstiges Liebeslied.
Bei den Clips müssen weder eine krude Kameraführung noch ein schlechter Ton ein Ausschlusskriterium für eine Nominierung beim Deutschen Webvideopreis sein. Hündgen, Geschäftsführer des Veranstalters European Web Video Academy, sagt: „Es kommt mehr darauf an, was das Video mit einem macht.“
Daher greifen auch alte Kategorien wie „Dokumentation“ ab diesem Jahr bei den Webvideos nicht mehr. Die Preise werden in Sparten verliehen wie „LOL“ („Laughing out loud“ — hier wird also laut gelacht) oder „RTFM“, kurz für „Read the fucking manual“, dabei handelt es sich um Erklär- und Servicevideos.
Neben der Jury, unter anderem bestehend aus Katrin Bauerfeind („Ehrensenf“, „Harald Schmidt“) und Florian Hager (Direktor Neue Medien, Arte), entscheidet auch eine Abstimmung unter Internetnutzern über die Vergabe der Preise. Die Verleihung wird heute ab 19.30 Uhr live über das Internetportal „MyVideo.de“ übertragen.
Zu dem Spektakel werden auch Stars aus der „Youtube“-Szene erwartet. Zum Beispiel der Spieler „Gronkh“, der mit der Kommentierung von Videospielen Millionen Zuschauer gewonnen hat.