Düsseldorf Zum Abschied ist im alten Kloster noch mal richtig was los

Künstler bringen Walfischknochen und einarmigen Banditen ins Franziskanerkloster an der Immermannstraße.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Das Franziskanerkloster an der Immermannstraße ist längst profanisiert, jetzt ergreifen 15 Künstler vom entweihten Ort Besitz. Nicht brutal, sondern höchstens mit leichtem Lächeln. Als Pater Athanasius an den alten Ort zurückkehrte, war er erstaunt: „Entgegen meiner kühnsten Erwartungen ist diese Schau auch ein Dank an unsere Arbeit. Es ist eine gute Verabschiedung.“

Der gemeinnützige Verein 701, der sich unter dem ehemaligen Regierungspräsidenten Jürgen Büssow neu konstituiert hat, beauftragte Michael Voets als Kurator. Voets hatte schon beim Projekt „hell-grün“ zur Landesgartenschau mitgearbeitet. Er wählte Künstler aus, die für ihre ortsspezifischen Arbeiten bekannt sind.

Das beginnt auf dem Boden des Altarraums. Martin Pfeifle, bekannt für scheinbar nichtssagende Materialien, hat sich das Parkett ausgewählt, auf dem früher die Kirchenbänke standen. Nun klebt dort silberne Lackfarbe auf Papier, aber aus der Mittelachse verschoben, als wolle der Künstler die hierarchische Struktur einer katholischen Kirche durchbrechen. Dank der Silberfolie lenkt er zugleich das Licht aus den himmlischen Höhen auf die Erde.

Ein paar Schritte von ihm entfernt widmet sich Piotr Zamojski der Altarwand. Er hat das Wort „Absenz“ aus der Gipswand in perfekter Typographie ausgeschlagen. Damit die Atmosphäre nicht allzu heilig bleibt, spielt Nika Span unmittelbar daneben den Klopfteufel. Wer sich einer Tür nähert, gerät in den Bann eines Bewegungsmelders und hört es klopfen. Der Bibelspruch aus Matthäus „Wer da anklopft, dem wird aufgetan“ wird pervertiert, denn nichts öffnet sich.

Auf eine Merkwürdigkeit stießen Anja Vormann und Gunnar Friel. Sie gingen den Spuren des Franziskanermönches Firminus Wickenhäuser nach. Der Pater war im Ruf der Heiligkeit verstorben, wurde auf dem Stoffeler Friedhof beerdigt, kam in die Krypta der Franziskaner und wurde nun zum dritten Mal umgebettet.

Jeweils legte man die Gebeine in einen neuen Sarg, die Körperreste und die Erde wurden getrennt aufbewahrt. Jetzt entdeckte Anja Vormann auf dem Stoffeler Friedhof eine Grabinschrift: „jetzt Firminus Sarg“. Da wurde offenbar nur noch der Sarg begraben. Natürlich ist die Künstlerin neugierig und will wissen: „Was ist heilig an seinem Körper, was wird aussortiert?“

Es gibt sogar ein letztes Abendmahl. Michalis Nicolaides hat eine alte Kommunikationsanlage mit Lichtblinkern entdeckt und die farbigen Blinker in einen einarmigen Banditen eingebaut. Zieht der Kunstgänger die richtige Zahlenfolge, wird er vom Künstler nach der Finnissage zum Essen eingeladen.

Aber auch himmlisch stimmende Gemälde gibt es. Maler Robert Klümpen hat auf zwei dunkle Farbwände weiße Acrylfarbe mit einem Holzbalken gedruckt. Die gestempelte Partie wirkt nun wie eine Lichterscheinung.

Christian Odzuck aber verspricht einen besonderen Abgesang. Er hat sich den Glockenturm reserviert und wird ihn Ende des Jahres, wenn das Kloster fällt, auf einen Spezialtransporter laden und abtransportieren. Odzuck bewahrt schon 800 Horten-Kacheln vor der Abrissbirne.