Düsseldorf Rubbeldiekatz: Ein Mann steht seine Frau
Die Bühnenfassung des Buck-Films feierte an der Steinstraße Premiere. Heraus kam ein Kostüm-Feuerwerk und gelungene Verwandlungskunst.
Düsseldorf. „Der Führer hat mich gerade angemacht“, konstatiert die langhaarige Blondine Alexandra alias Alexander Honk. In einem kuriosen Stück mit fliegenden Rollenwechseln und Geschlechtertausch ist kein Satz mehr unmöglich. Beim „Führer“ soll es sich nicht direkt um Adolf Hitler persönlich handeln, sondern um einen kleinen grazilen Filmschauspieler am Set eines Nazi-Films, den ein amerikanisches Team in Dresden dreht. Nur: Der schrullig wirkende Schauspieler spricht auch als Privatmann ein bisschen wie Hitler.
Der Filmdreh ist Bestandteil des Lustspiels „Rubbeldiekatz“ nach dem gleichnamigen Kinofilm mit Matthias Schweighöfer in der Rolle des Schauspielers, der sich zwecks Bewerbung für eine weibliche Rolle in dem fiktiven Hollywood-Film „Nazi-Land“ als Frau verkleidet. In der Komödie an der Steinstraße schlüpft nun Jan van Weyde in die Doppelrolle und muss dabei allerhand Turbulenzen über sich ergehen lassen.
Schon das erste Umkleiden verläuft wild: Seine beiden Honk-Brüder, mit denen Alexander zusammen wohnt, legen recht unsanft Hand an. Beinhaare entfernen sie etwa etwas derb mit breitem Klebeband. Es ist aber verblüffend, wie schnell und perfekt die Darsteller auf offener Bühne aus Alexander die Alexandra machen. Bei der Präsentation des Ergebnisses raunt auch ein anerkennendes „Ah!“ durchs Premierenpublikum.
Nun ist Jan Weyde recht groß und nicht gerade gertenschlank, so dass er in Frauenkleidern und mit künstlich ausgepolstertem Dekolleté ein wenig matronenhaft rüberkommt. Neben ihm ist Hitler ein Hänfling und auch seine fiktive Filmkollegin Sarah Voss, gespielt von Dorothea Maria Kriegl, wirkt neben Alexandra wie ein zartes Püppchen. Das scheint auch so gewollt und bringt eine zusätzliche Groteske ins Geschehen.
Im Film und mithin auch im Stück gibt es zahlreiche Szenenwechsel und jede Menge Figuren — eine enorme Herausforderung für die Komödien-Bühne. Das Team um Regisseur Max Giermann fand pfiffige Lösungen mit häufigem Bewegen von Schiebewänden und kurzen stummen, aber musikuntermalten Filmszenen in Form vieler zusammenhängender Standbilder. Für das vielköpfige Personal musste Doppel- und Dreifach-Rollen her: So spielt Christian Kühn sowohl den Hitler-Darsteller als auch den schwäbelnd verhuschten Regieassistenten, Alexandras Bruder Basti und einen über alle Maßen tuntigen Requisiteur. Und Oliver Geilhardt spielt zuerst Jürgen, den dritten der Honk-Brüder, dann den tyrannischen, aber etwas debilen amerikanischen Regisseur und Sarahs geleckten Liebhaber und Schauspieler-Kollegen Thomas Henning.
Dabei heraus kam ein wahres Feuerwerk an Kostüm-Wechseln und darstellerischer Verwandlungskunst. Vor allem Christian Kühn zeigt komödiantischen Fantasiereichtum bis hin zum Abgedrehten. Die Produktion wirkt kühn, modern und jugendlich. Für das Stammpublikum könnte es etwas gewöhnungsbedürftig sein. Aber das Stück besitzt Potenzial junge Leute ins Theater zu locken. Der Beifall viel stark aus, und es gab zum Schluss stehende Ovationen.