Tischtennis Borussias schwere Saison hat mehrere Ursachen
Düsseldorf · Zwei Titel sind bereits weg, die Meisterschaft ist in weite Ferne gerückt. Die Gründe dafür sind in den eigenen Reihen zu suchen. Doch das ist es nicht alleine: Die nationale Konkurrenz hat ebenso aufgeholt.
Im nationalen Pokalwettbewerb kam das „Aus“ im Viertelfinale, in der Champions League war für den Titelverteidiger im Halbfinale Endstation. Und nach der 2:3-Heimniederlage im ersten Play-off-Halbfinale der Tischtennis-Bundesliga droht Borussia Düsseldorf erstmals seit der Saison 2005/06 eine Spielzeit ohne Titel. Die WZ sagt, warum das Jahr nach dem „Triple“ für den Rekordmeister so schwierig verläuft.
Timo Boll
Der Weltranglisten-Fünfte und amtierende Europameister gehört unbestritten auch im Alter von 38 Jahren zur absoluten Weltspitze. Doch anders als in den vergangenen Jahren bedeuten zwei Boll-Einzel nicht beinahe automatisch zwei Punkte für das Team. „Wenn Timo vergangene Saison so gespielt hätte, wie er das aktuell tut, wären wir da vielleicht ohne Titel geblieben“, sagt Manager Andreas Preuß. „Am vergangenen Sonntag im ersten Halbfinale gegen Saarbrücken schien er mental nicht bereit für die Play-offs.“ In der Bundesliga steht Boll bei einer ordentlichen 12:4-Bilanz. Im ersten Champions-League-Halbfinale in Jekaterinburg ging er jedoch erstmals in zwölf Jahren bei der Borussia aus beiden Einzeln des Tages als Verlierer hervor.
Keine stabile Nummer drei
Auch wenn der Spitzenspieler der Mannschaft von Trainer Danny Heister nicht seine allerbeste Saison spielt, so hat die Borussia in Boll und dem seit Wochen besonders formstarken Kristian Karlsson dennoch zwei Konstante in ihren Reihen. Dahinter aber fehlt es an einer stabilen Nummer drei. Omar Assar begann seine erste Saison in Düsseldorf gut, hatte dann aber gesundheitliche Probleme und konnte sich nie auf einem akzeptablen Niveau einpendeln. Seine Bundesliga-Bilanz von 10:9 unterstreicht dies. Noch schwächer sind die Zahlen von Youngster Anton Källberg (5:8), von dem sich alle den nächsten Entwicklungsschritt versprochen hatten. „Omar und Anton haben die Erwartungen nicht erfüllt. Manchmal fehlen aber nur Millimeter. Das ist der Sport“, erklärt Preuß.
Verletzungen und Krankheiten
Bei der Pokal-Niederlage in Grünwettersbach plagte sich Boll neben seinen immer wieder auftretenden Rückenproblemen mit einer Grippe herum. Danach fehlte Assar aufgrund mentaler Probleme mehrere Wochen. Trainer Heister hatte nur selten alle Profis bei 100 Prozent Leistungsstärke zur Verfügung — auch eine Konsequenz des immer umfangreicheren Terminkalenders der Spieler mit World Tour und Nationalmannschaften.
Konkurrenz hat aufgeholt
Abgesehen von der Champions League, in der viele hochkarätig besetzte Klubs unterwegs sind, hat die nationale Konkurrenz um Ochsenhausen und Saarbrücken aufgeholt. Weltklassespieler wie Hugo Calderano, Simon Gauzy oder Patrick Franziska sind häufiger in der Lage gegen Boll zu gewinnen. Das Leistungsgefälle innerhalb der anderen Bundesliga-Teams ist längst nicht mehr so hoch wie vor drei, vier oder fünf Jahren.
Fazit
Viel spricht derzeit nicht dafür, dass die Borussia ihre Serie von zwölf Saisons mit mindestens einem Titelgewinn ausbauen wird. Doch aufgegeben hat sich am Staufenplatz zurecht noch niemand. „Klar, vom Titel sind wir aktuell weit entfernt“, gibt Preuß zu. „Natürlich sind wir nach den jüngsten Ergebnissen enttäuscht. Aber wir müssen selbstkritisch sein und die Schuld nicht woanders suchen. Fakt ist auch: Es ist nicht aussichtslos. Wir sind in der Lage, in Saarbrücken zu gewinnen. Die entscheidende Frage ist, ob sich einzelne Spieler steigern können.“ Gelingt dies, ist das Verteidigen des Meistertitels für die Borussia noch immer im Bereich des Möglichen.