Sportlerwahl Timo Boll ist der Star des (Wahl-)Abends
Düsseldorf · Der Tischtennisspieler ist Düsseldorfs Sportler des Jahres. Auch Friedhelm Funkel, die Fortuna, Leonie Menzel und das Sportwerk dürfen jubeln.
Für eine Auszeichnung reichte es nicht, aber zumindest hatte Pascal Hohenberg für den größten Lacher des Abends gesorgt. Ob die Erfolgsserie der Fortuna für die Panther eine Motivation sein könnte, wurde der Footballspieler gefragt, schließlich ist auch sein Team jüngst in die höchste deutsche Liga aufgestiegen, und die Fortuna schlägt sich derzeit ja ausgezeichnet in der Bundesliga. „Nun ja“, antwortete Hohenberg etwas verlegen, „ich hab keine Ahnung von Fußball“. Allerdings sei ihm diese Fortuna schon mal begegnet, „wir trainieren neben ihrem Stadion“.
Oliver Fink und Adam Bodzek nahmen es mit Humor. Auch wenn es für sie sicher ungewohnt war, dass der Fußball mal nicht alle anderen Sportarten überstrahlt. Wobei er natürlich auch am Dienstagabend bei der Ehrung zu „Düsseldorfs Sportler des Jahres“ eine Hauptrolle spielte. Die Fortuna gewann die erste und die letzte Kategorie: Zu Beginn der Veranstaltung wurde Friedhelm Funkel zum Trainer des Jahres gekürt, zum Abschluss durften Fink und Bodzek die Auszeichnung für die Mannschaft des Jahres entgegennehmen.
Der Star des Abends war dennoch ein anderer: Tischtennisspieler Timo Boll, der zum achten Mal Sportler des Jahres wurde. Den vierten Preis bekam Ruderin Leonie Menzel überreicht. Der Karl-Heinz-Wanders-Preis für besondere Verdienste um den Düsseldorfer Sport ging an das Sportwerk Düsseldorf.
Zum 26. Mal hatte der Verein Düsseldorfer Sportpresse um den Vorsitzenden Piet Keusen die Besten der Besten gekürt. Und selten war die Zeremonie so festlich. Knapp 500 geladene Gäste waren ins Capitol-Theater gekommen. Natürlich viele Aktive, aber ebenso viele Gesichter, die den Düsseldorfer Sport über Jahre oder gar Jahrzehnte prägten. Darunter Fortunen wie Andreas „Lumpi“ Lambertz, Thomas Allofs oder Holger Fach, DEG-Legenden wie Otto Schneitberger, Walter Köberle, Petr Hejma und Wolfgang Boos, der jahrelange Marathon-Organisator Jan Winschermann oder Borussia-Manager Andreas Preuß. Hinzu kamen Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Wie das halt ist, wenn es etwas zu feiern gibt.
Diesmal kann Timo Boll die Auszeichnung persönlich entgegennehmen
Die meisten Augen waren auf Timo Boll gerichtet. Der Star der Borussia hatte es 2018 noch mal allen gezeigt. Im März wurde der 37-Jährige der älteste Weltranglistenerste der Tischtennis-Geschichte, er gewann die Deutsche und die Europameisterschaft und kam beim World Cup ins Finale kam. Und natürlich hatte er auch mit der Borussia alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: Meisterschaft, Pokal, Champions League. Dass er ein verdienter Sportler des Jahres ist, daran bestand kein Zweifel. Und vor allem: Im Gegensatz zu den sieben Vorjahren, als ihn sein enger Terminkalender stets woanders hingeschickt hatte, war er zum ersten Mal vor Ort und freute sich über sein außergewöhnliches Jahr: „Gerade in dem Alter ist es schön, noch auf dem Level mithalten zu können. Das sehe ich nicht mehr als selbstverständlich an“, sagte Boll (siehe Interview auf dieser Seite).
Dass es Boll persönlich zur Ehrung geschafft hatte, freute auch die anderen Gewinner: Leonie Menzel zum Beispiel, U 23-Vizeweltmeisterin im Rudern. Ein „tolles Erlebnis“ sei es, jemanden wie Boll persönlich zu treffen, sagte die 19-Jährige vom RC Germania, für die es ebenfalls nicht die erste Auszeichnung war. Bereits im Vorjahr hatte Menzel gewonnen, was auch ein Sieg für ihre Sportart sei, die sonst nicht im Fokus stehe. „Aber wenn man diese Anerkennung bekommt, weiß man auch, wofür man das alles macht“, sagte Menzel, die erst am Anfang ihrer Karriere steht, „ich habe noch einige Jahre vor mir“, sagte sie. Olympia 2020 in Tokio komme zu früh, 2024 in Paris ist das große Ziel.
Oliver Finks Karriere wird dann aller Wahrscheinlichkeit nach vorbei sein. Um so schöner ist es für den 36-Jährigen, im Spätherbst der Laufbahn Erfolge mit der Fortuna zu feiern. Die Auszeichnung bedeute ihm vor allem deswegen so viel, weil es im „schnelllebigen Tagesgeschäft Fußball“ selten passiere, „dass die Arbeit über einen längeren Zeitraum anerkannt wird“. Und weil es für ihn immer spannend sei, sich mit anderen Sportlern auszutauschen. Er freue sich vor allem auf die Tischtennisspieler, „das sind die einzigen, von denen ich noch kein Livespiel gesehen habe“. Eishockey, Football, Handball oder Basketball habe er alles schon gesehen. Nun wolle er auch zur Borrusia „Brücken schlagen“. Vielleicht schaut er demnächst auch noch mal bei den Panthern vorbei, damit Pascal Hohenberg mal erfährt, was da alle zwei Wochen in diesem großen Stadion neben seinem Trainingsplatz passiert.