Raphael Wolf: Fortunas tiefenentspannter Torhüter

Raphael Wolf bestreitet den Konkurrenzkampf mit Michael Rensing enorm gelassen, weiß aber auch, wie gut er zuletzt gespielt hat.

Foto: Christof Wolff

Maria Alm. Michael Rensing hat das gute Verhältnis unter den Torhütern von Fortuna Düsseldorf bereits hervorgehoben. Sein Konkurrent Raphael Wolf bestätigt das und sagt sogar, dass beide viele gemeinsame Interessen haben. „Falls es Spannungen geben würde, registrieren das auch die anderen Spieler. Und das wäre abträglich für ein gutes Teamgefühl“, sagt Wolf im Rahmen des Trainingslagers in Österreich.

Der 30-Jährige, der in der vergangenen Saison 31 Zweitliga-Spiele absolvierte und dabei sieben Mal ohne Gegentreffer blieb, macht auch deutlich, dass übertriebener Konkurrenzkampf in der Vorbereitung eher die Konzentration auf das Wesentliche stören würde. „Ich nutze die Zeit, um mich optimal vorzubereiten und versuche, bei mir zu bleiben“, sagt Wolf. Als sich Michael Rensing früh in der Aufstiegssaison verletzte, übernahm Wolf den Platz zwischen den Pfosten. Am vierten Spieltag. Und er spielte stark, hielt der Fortuna so manchen Zähler fest.

Ob er angespannt wegen der offenen Torwartfrage beim Fußball-Bundesligisten sei, wird er immer wieder gefragt. „Nein, kein bisschen“, ist dann immer seine Antwort. „Ich kann es nicht beeinflussen, und der Trainer wird am Ende entscheiden. Alles andere raubt mir Energie.“ Die Spielpraxis der vergangenen Monate sieht Wolf nicht unbedingt als Vorteil gegenüber seinem Konkurrenten Rensing. „Allerdings bin ich natürlich von meinem Leistungsstand mit den ganzen Spielen im Rücken weiter als vor einem Jahr, als ich aus einer Verletzung kam“, sagt Fortunas Torhüter, der die Ausgangslage seines Kollegen deshalb nur allzu gut versteht.

Unabhängig davon versucht Wolf weiter an sich zu arbeiten, um dann auch neue Sachen, die gefordert werden, umzusetzen. Seine Trainer wollen das schnelle Spiel forcieren. Das fängt beim Torwart an. „Aber nicht in jeder Situation. Wenn wir in der 88. Minute vorne liegen, werde ich den Ball erst mal festhalten, dann so hoch und weit schießen, wie ich kann.“ Klares Ziel für Wolf ist außerdem, sich mit dem Spielgerät am Fuß zu verbessern. Dennoch müsse er sein Spiel in der Bundesliga nicht groß verändern.

Bei den Feldspielern sieht das schon ein wenig anders aus. „Die weniger sich bietenden Möglichkeiten müssen wir besser nutzen“, meint Wolf, der zudem sagt, dass die Präzision im Spiel der eigenen Mannschaft sehr wichtig sei. Denn in der höchsten Liga würden jeder Leichtsinn und fast alle Fehler umgehend bestraft. Dass jetzt vermehrt auch internationale Stars Tore gegen ihn erzielen möchten, lässt Wolf kalt: „Auch in der 2. Liga gibt es Spieler mit einem Klasse-Schuss wie etwa Marc Schnatterer. Und auch unser Rouwen (Hennings) hat einen tollen Schuss. Warum sollte ich mir da Gedanken machen?“

Angenehm sei für ihn, dass er bereits für Werder Bremen in der Bundesliga gespielt habe. „Ich weiß auf jeden Fall, was in dieser Liga passieren kann“, sagt Wolf. „Aber ich spiele jetzt in einem anderen Verein und wir haben eine andere Ausgangslage.“ Natürlich freut er sich auf das erste Spiel. „Aber das wird am Ende der Saison nichts mehr aussagen.“ Das gilt für das ganze Auftaktprogramm.

Wolf gibt sich tiefenentspannt, auch weil die Fortuna von vielen Fußball-Fans und -Experten als erster Abstiegskandidat angesehen wird. „Das ist doch klasse. Dann sind wir in jedem Spiel der Außenseiter. Da haben wir ja nie etwas zu verlieren.“ So bleibt das Motto des Torhüters: „Alles reinhauen und mal schauen, was dabei herumkommt. Ich muss jedenfalls niemandem etwas beweisen“. Das habe er letztes Jahr bereits getan. Eine Einschätzung, die durchaus richtig ist.