Ohne Lehmann geht’s nicht

Auch am Sonntag bei der Partie gegen Göppingen wird der HSG-Trainer zum Feldspieler.

Düsseldorf. Nils Lehmann hat es doch nicht mehr ausgehalten. In Kronau zog der Trainer der HSG Düsseldorf für alle überraschend das Trikot mit der Nummer 14 an und gab der Abwehr des Handball-Bundesligisten wieder eine gewisse Stabilität. Die 22:28-Pokal-Niederlage in Kronau konnte aber auch der 38-Jährige nicht abwenden. "Das war eine sehr kurzfristige Entscheidung", erklärte Lehmann, der noch nicht einmal seine Lebenspartnerin in seinen Comeback-Plan eingeweiht hatte. "Ich habe mich mit dem Trainergespann nach den verletzungsbedingten Ausfällen in der Mannschaft besprochen, und dann nicht mehr lange überlegt."

Für das Team, das davon erst in der Mannschaftssitzung unmittelbar vor der Partie erfahren hatte, war der Neuzugang aus den eigenen Reihen ein Gewinn, nachdem der kranke Max Ramota erneut nicht auflaufen konnte und Jens Sieberger (Folgen einer Grippe) nicht über Kurzeinsätze hinauskam. "Wir haben sicher nicht perfekt gespielt, aber gezeigt, dass die Mannschaft lebt", so der Spielertrainer. "Ein Aufwärtstrend ist auf jeden Fall festzustellen."

Ob dieser aber reicht, um gegen Göppingen wichtige, jedoch nicht unbedingt fest eingeplante Punkte im Abstiegskampf zu holen, ist fraglich. Der Gegner am Sonntag (17 Uhr/Halle Reisholz) spielt eine konstante Saison und wird ebenso wie die Kronauer mit einer defensiven Ausrichtung in der Abwehr antreten. Das gefällt Lehmann zwar nicht, doch auch die Göppinger werden die Abschlussschwäche der HSG längst ausgemacht haben. "Wir werden uns etwas einfallen lassen", so Lehmann. "Göppingen bekommt keine Räume, und wir werden so häufig wie möglich Gegenstöße laufen." Das bedeutet, dass die HSG vor allem auf den Außen mehr Risiko geht und Frank Berblinger sowie Robert Runge werden früher zum Konter starten.

"Wir werden ganz sicher mit deutlich mehr Biss agieren und die Gegenspieler viel aggressiver stören als das zuletzt geschehen ist", erklärte Lehmann, der erneut mitwirken wird.

"Aber es ist schon frustrierend für mich, wieder einspringen zu müssen", meinte der HSG-Trainer, der das wöchentliche Pressegespräch dazu nutzte, auch mal "etwas zu fordern". Der Mannschaft fehlt einfach so ein Spieler, wie es Christian Schwarzer bei der WM für die deutschen Handballer war. "Wir brauchen dringend und möglichst bald eine Kampfsau. Ich bin im nächsten Jahr mit fast 40 Jahren zu alt zum Aushelfen", sagte Lehmann, der sich gut vorstellen könnte, Michael Hegemann (Lemgo) zurückzuholen, ihn notfalls auszuleihen. Nicht nur dafür würde der Trainer auch bei potenziellen Sponsoren auftauchen, um Werbung für die HSG zu machen. "Wir sind auf dem richtigen Weg, brauchen aber dringend Unterstützung von außen."