Tischtennis: Boll und Ovtcharov auf Augenhöhe
Die beiden besten deutschen Profis sind absolute weltklasse. Timo Boll verlängert seinen Vertrag bei Borussia Düsseldorf bis 2016.
Düsseldorf. Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov haben viele Gemeinsamkeiten. Von 2007 bis 2009 spielten die beiden Tischtennisprofis gemeinsam für Rekordmeister Borussia Düsseldorf und eilten dort von Erfolg zu Erfolg.
Auch wenn sich danach ihre Wege trennten, sportlich kamen sie immer wieder zusammen, wie im vergangenen Jahr in London, als sie Olympia-Bronze mit der Mannschaft holten. Während Ovtcharov jetzt im österreichischen Schwechat Europameister im Einzel wurde und mit diesem Titel seinen Kumpel ablöste, musste der grippekranke und dazu an der Schulter verletzte Boll auf die EM verzichten.
Stattdessen standen Vertragsverhandlungen mit seinem Club Borussia Düsseldorf an, für den er seit 2007 spielt. Seinen bis 2014 laufenden Vertrag beim Rekordmeister verlängerte der 32-Jährige gestern bis zum 30. Juni 2016, wenige Wochen, nachdem die Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Arag unter Dach und Fach war.
„Die Borussia ist eben das Bayern München des Tischtennis-Sports, und ich bin froh, dass ich der Landeshauptstadt bis zu den Olympischen Spielen in Rio verbunden bleiben kann“, sagte Boll. Der Versicherungskonzern unterstützt sowohl den Klub als auch den Profi, da war dank der finanziellen Grundlage eine Unterschrift beinahe nur Formsache. „Das ist der wichtigste Grundstein für unseren Neuaufbau in den kommenden Jahren“, sagt Borussia-Manager Andreas Preuß.
Was die Profis hinter Boll angeht, dürfte es einige Veränderungen geben, hatte Preuß bereits im Sommer nach der enttäuschenden Vorsaison angekündigt. Dabei nahm er vor allem Patrick Baum und Ricardo Walther in die Pflicht, aber auch beim derzeit verletzten und dienstältesten Borussen Christian Süß könne man „nicht automatisch“ von einer Vertragsverlängerung ausgehen.
Trainer Danny Heister will das Team rund um Boll weiter verstärken: „Er ist unsere Nummer eins, unsere Identifikationsfigur und eine große Persönlichkeit. Damit ist die wichtigste Position geklärt, so dass wir nun bald die Gespräche mit den anderen Spielern aufnehmen können.“ Boll, dessen Vertrag Ende der Saison ausgelaufen wäre, triumphierte bislang für Düsseldorf bei 137 Einsätzen in 90 Prozent seiner 237 Spiele (199 Siege Einzel, 13 Doppel). Mit der Borussia gewann der Weltranglistenfünfte bislang drei Mal die Champions League, einmal den ETTU-Cup, fünf deutsche Meisterschaften und vier Mal den DTTB-Pokal.
Aber es zeichnet sich eine Wachablösung im deutschen Tischtennis ab. Damit rechnet jedenfalls Boll, der seit elf Jahren ohne Unterbrechung bester Deutscher in der Weltrangliste ist. „Dass ’Dima’ mich sicherlich auch in der Weltrangliste überholen wird, ist für mich kein Problem und auch völlig normal. Er ist deutlich jünger und spielt viel mehr internationale Turniere als ich“, sagt Boll.
Aktuell liegt Boll als Fünfter mit 2646 Punkten nur 13 Zähler vor Ovtcharov (2633) auf Platz sechs. Der 25 Jahre alte Ovtcharov will von einer Wachablösung nicht reden. „Ich bin ihm näher gekommen. Wir sind vielleicht auf Augenhöhe“, sagt der neue Europameister. Nach dem Weltcup in zwei Wochen in Belgien und den German Open im November in Berlin, könnte sich das schon ändern.