Bahnhof, Kö, Altstadt „Die Stadt hat den Müll nicht im Griff“ – Warum ist Düsseldorf so dreckig?

Düsseldorf · Die Stadt fährt eine „Offensive“ für mehr Sauberkeit – muss aber mehr tun, sagen Bürgerinnen, Händler und Gastronomen.

Collage von vermüllten Orten am Sonntag in der Düsseldorfer Innenstadt: Mintropplatz, Bolker Straße, Schadowstraße, Königsallee (von o.l. nach u.r.).

Foto: Maximilian Nowroth

Vier Jahre, nachdem OB Stephan Keller (CDU) eine „Sauberkeitsoffensive“ eingeläutet hat, sieht die Stadt „erkennbare Verbesserungen“ beim Kampf gegen Verschmutzung – muss aber nach Meinung mehrerer Düsseldorfer mehr tun. „Unterm Strich liegt nicht weniger Müll rum als früher“, sagt Renate Böhm, früher Awista-Abfallberaterin und heute Vorsitzende des Bürgervereins „Pro Düsseldorf“. Peter Wienen, Sprecher der Königsallee-Anlieger, berichtet: „Internationale Gäste wundern sich, wie es hier aussieht.“ Die Vermüllung habe seit dem Sommer wieder zugenommen, sagt Peter Klinkhammer, Vorsitzender der Altstadt-Gemeinschaft. Wie ist die Lage vor Ort? Der Autor hat am Sonntag vier zentrale Punkte besucht und Verbesserungsvorschläge gesammelt.

Bahnhof: Eigeninitiative gefragt

Mintropplatz am Bahnhof: Die Stadt leert öffentliche Container bis zu sechs Mal pro Woche, aber am Sonntagmittag sah es hier so aus.

Foto: Maximilian Nowroth

Der Stadt ist bewusst, dass zwischen Worringer Platz, Konrad-Adenauer-Platz, Mintropplatz und Bertha-von-Suttner-Platz viel Müll da landet, wo er nicht hingehört. Das neue Projekt „Sicherheit im Bahnhofsumfeld“ soll dort auch die „Sauberkeit erhöhen und das Quartier aufwerten“, schreibt eine Sprecherin.

Orte, die Verschmutzung anziehen wie Schmeißfliegen, sind öffentliche Abfallcontainer. Stationen an der Eisenstraße hinterm Bahnhof oder am Mintropplatz werden laut Stadt „häufiger für Müllablagerungen missbraucht“. So auch am Sonntag: zerrupfte Tüten vor der Altkleidersammlung, stapelweise Haus- und Verpackungsmüll vor den Papiercontainern. Offenbar reicht es nicht, dass die Stadt 46 Containerstationen sechs Mal die Woche leert und Ablagerungen „schnell wegräumt“.

Wie man in dieser Lage eigenhändig für mehr Sauberkeit sorgen kann, zeigt die „Bürgerinitiative Mintrop-Kiez“, gegründet von Martina Klinkhammer und Omid Gudarzi. 2021 habe man vor Ort „durch Müll waten müssen“, erzählt Gudarzi. Mittlerweile habe sich vieles verbessert: durch ständige Nutzung der Müllmelde-App „Düsseldorf bleibt sauber“, Kontakt mit dem Umweltamt und der Straßenreinigung sowie Ansprache der Nachbarschaft – mit mehrsprachigen Flyern der Awista.

Schadowstraße: OSD gefordert

Die Einkaufstraße ist seit dem Umbau zur Fußgängerzone aufgewertet, das freut viele langjährige Händler. „Aber in jüngster Zeit hat die Stadt die Situation nicht mehr im Griff“, sagt einer von ihnen. Zu viele Obdachlose schliefen vor den Geschäftseingängen und hinterließen Urin oder Kot. Außerdem würden Mülleimer an Wochenenden zu wenig geleert – das sorge für Abfall auf den Straßen. Seine Forderung: mehr Präsenz des Ordnungsamtes.

Schadowstraße, Stadtmitte: Inmitten der Einkaufsmeile stehen überfüllte Abfallcontainer. „Die Stadt hat die Straße nicht im Griff“, sagt ein großer Händler.

Foto: Maximilian Nowroth

Eine Radtour über die Schadowstraße am Sonntag zeigt: Der Mittelstreifen ist sauber. An Geschäften stehen vereinzelt Einkaufswägen mit dem Hab und Gut von Obdachlosen. Die städtischen Mülleimer wirken gepflegt. Auffällig aber sind mehrere große (private?) Tonnen rund um die U-Bahnstation. Dort quillt der Müll bis auf den Asphalt.

Kö: Stromkästen beschmiert

Fragt man IG-Kö-Chef Peter Wienen nach dem Zustand der Prachtstraße, schickt er acht Fotos per Whatsapp: Alle zeigen Stromkästen am Straßenrand, „alle sind vollgeschmiert“, sagt Wienen. Er bekomme häufiger Anfragen von internationalen Gästen, „Wie sieht es denn hier aus?“. Seine Antwort: „Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“

Die IG Kö führe viele Gespräche mit der Stadt, auch zu überfüllten Mülltonnen oder Dreck und Laub im Tritonenbrunnen. „Da muss häufiger sauber gemacht werden“, sagt Wienen. Die Stadt schreibt auf Anfrage: Es ließe sich „nicht gänzlich vermeiden, dass es zwischen den regulären Reinigungsdurchgängen zu erneuten Verunreinigungen“ komme. Der Kö-Sprecher hat in sechs Wochen einen Termin bei OB Keller: „Ich brauche belastbare
Auskünfte.“

Altstadt: Mehr Müll seit der EM

Dass sich Düsseldorf in der Altstadt von seiner sauberen Seite zeigen kann, habe die Fußball-EM im Sommer gezeigt, lobt Peter Klinkhammer. Er ist Sprecher der Altstadt-Anlieger. „Doch jetzt hat die Vermüllung wieder zugenommen und der Zustand ist wie vor der Euro“, sagt Klinkhammer.

Bolkerstraße, Altstadt: Verpackungsmüll und Essensreste locken Nager an. „Die Vermüllung hat wieder zugenommen“, sagt der Altstadt-Sprecher.

Foto: Maximilian Nowroth

Müll auf der Straße werde nicht schnell genug weggeräumt, die Abfalltonnen zu selten geleert. Das mache sich vor allem an langen Wochenenden wie jüngst Anfang Oktober bemerkbar, bemängelt Klinkhammer. Ein Großgastronom bestätigt, dass zu viele Essensreste und Pizza-Kartons oder Dönerpapier herumliege, das ziehe Mäuse und Ratten an. Die Stadt schreibt, man habe das „Entsorgungsvolumen erhöht“. Die beiden Altstadt-Anlieger fordern: „Die Awista muss ihre Anstrengungen intensivieren.“