Prozess: Profi-Kämpfer als brutaler Loverboy?
Prozess vor dem Landgericht. Paar soll mehrere hunderttausend Euro kassiert haben.
Düsseldorf. Er ist ein rätselhafter Mann, der seit Montag zusammen mit seiner Freundin auf der Anklagebank sitzt. Der 37-Jährige hat Abitur gemacht, danach Wirtschaftswissenschaften mit Abschluss studiert. Zehn Jahre lang spielte er Geige, war mit einem Orchester unterwegs. 2002 kam der Deutsch-Türke zum Kampfsport, bei den Martial Arts gehört er zur internationalen Spitze unter den Profis. Bis der 37-Jährige im November vergangenen Jahres verhaftet wurde. Zusammen mit seiner 26-jährigen Lebensgefährtin soll er vier Frauen zwischen 19 und 32 Jahren auf den Strich geschickt, ausgebeutet und zum Teil brutal misshandelt haben.
Bereits im März vor vier Jahren soll er das erste Opfer nach der „Loverboy-Methode“ angegraben haben. Er versprach der jungen Frau die große Liebe — aber nur, wenn sie als Prostituierte Geld für die gemeinsame Zukunft beschafft. Zunächst musste das Opfer in der Schweiz in zwei Clubs arbeiten. Jede Stunde schickte sie Nachrichten über die Einnahmen, auch Kopien der Kassenbelege forderte der Angeklagte. Später arbeitete die Frau auch noch als Escort-Dame in einer Pariser Wohnung. Insgesamt 255 000 Euro soll sie dem Kampfsportler gegeben haben.
Wenn Liebesversprechen nichts nutzten, soll der Mann auch brutal geworden sein. Eine Prostituierte hat er nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in einer Pariser Wohnung mit einem Gürtel regelrecht ausgepeitscht. Erst als seine Freundin dazwischen ging, soll er von seinem Opfer abgelassen haben.
Die 25-Jährige soll sich gegenüber den Prostituierten mal als Kollegin, mal als Angestellte einer Escort-Agentur ausgegeben haben. Dass sie eine Liebesbeziehung zu dem Kampfsportler hatte, sei gegenüber den Opfern geheim gehalten worden. Mit den Einnahmen soll das Paar unter anderem kostspielige Fernreisen und Schönheitsoperationen finanziert haben. Das Vermögen von fast 600 000 Euro ist beschlagnahmt. Der Prozess wird fortgesetzt.