Düsseldorf QR-Code: Aufstieg und Fall des Quadrats

Was ist aus dem schwarz-weißen Code geworden, der schnelle Antworten geben soll?

Foto: dpa

Es war einmal im Jahr 1994, da entwickelte eine japanische Firma namens Denso Wave ein Programm, eine Software, eine App . . . was denn nun? Einen „zweidimensionalen Code“, ein schwarz-weiß verpixeltes Quadrat, um noch schneller Antworten auf die brennenden Fragen des Lebens zu bekommen. Darauf hatte die Welt gewartet. QR steht nämlich für das englische „Quick Response“ und das bedeutet „schnelle Antwort“.

Und in einer Zeit, die sowohl nach Wissen als auch nach Schnelligkeit gierte, da kam der Code zur rechten Zeit. Lesen konnte ihn nur der, der privilegiert war — mittels Scanner oder App. So weit, so gut! Wir schreiben das Jahr 2017. Befugt von uns ist mittlerweile eigentlich jeder. Schnell ist eine kostenfreie App aufs Handy geladen und schnell kann nun der Code gescannt werden.

Nutzt ihn überhaupt noch jemand? Wenn auch nicht auf den ersten Blick, hat er ein wenig was von einem Überraschungsei. Von außen immer gleich, weiß man doch nie, was innen steckt: Überraschung! Großer Unterschied jedoch zum Ei ist, dass sich dieses höchst erfolgreich auf dem Markt hält. Der Code hingegen, so scheint es zumindest, ist nach wie vor an jeder Ecke. Doch nutzen sieht man ihn niemand. Fragt man im Bekanntenkreis ist die Antwort: „QR-Code? Neee, wer macht das denn?“

Es macht ja auch nicht ganz so viel Sinn, wenn man beispielsweise im Parkhaus an der Kreuzstraße steht, gerade die Parkmünze zieht und dann mal schnell den Code scannt, der einen — Überraschung — zu Parku.de führt. Das ist eine Seite, die den perfekten Parkplatz für einen findet. Bisschen sehr spät, wenn man grad ins Parkhaus fährt . . .

„Wenn’s im Schritt brennt, ab zum Arzt“, steht auf dem riesigen Plakat von „Liebesleben“. Guckt keiner? Gut, dann schnell das Handy gezückt. Schade, die Praxistipps kommen nicht, leider nur die Homepage der neuen Informationskampagne des Bundesministeriums für Gesundheit. Dafür braucht man doch keinen Code, die Seite aufrufen geht auch so!

Auch bei der Stadt weiß man nicht genau, wer das mysteriöse Quadrat noch nutzt und wo es schon ausgedient hat. „Wir haben recherchiert, aber wir können es nicht genau sagen. Die Entscheidung liegt ganz beim jeweiligen Institut selbst. Die Stadtbüchereien arbeiten aber sehr verstärkt damit“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Ob am Rathaus das schwarz-weiße Quadrat prange, das wisse sie zugegebenermaßen auch nicht. Die Priorität scheint dann wohl nicht gerade Nummer 1 zu sein, wo man doch sonst immer so darauf bedacht ist, gute Zahlen zu liefern.

Konkreter werden konnte man immerhin beim Museum Kunstpalast. „Wir haben das mal vor einigen Jahren gemacht. Hatten bei unserer El- Greco-Ausstellung 2012 sogar eine QR-Code-Rallye. Aber danach wurden die Codes nicht mehr viel genutzt. Das Thema ist nicht mehr aktuell“, resümierte eine Mitarbeiterin.

Klingt alles nicht so hoffnungsvoll für den QR-Code. Und das, obwohl er doch schon „irgendwas mit Medien“ macht. Aber: Totgesagte leben bekanntlich ja doch immer länger.

In diesem Sinne: Der QR-Code ist tot, es lebe der QR-Code.