Ramadan und Schule: Klausuren oder Prüfungen werden nicht verschoben
Inzwischen verzichten auch in Düsseldorf mehr muslimische Kinder im Fastenmonat auf Essen und Trinken. Sylvia Pantel (CDU) will, dass dies verboten wird. Doch an den Schulen und bei der Stadt mahnt man zur Ruhe.
Beeinträchtigt der muslimische Fastenmonat Ramadan den Schulbetrieb in Düsseldorf? Bundesweit wird dieser Tage intensiv darüber diskutiert, denn viele Schüler nähmen das Fastengebot mittlerweile wieder ernst, wie der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes konstatierte. In Düsseldorf schlug Sylvia Pantel, die streitbar-konservative CDU-Bundestagsabgeordnete, Alarm: „Auch wenn der Koran es gar nicht vorschreibt, fasten immer mehr Kinder“, sagt sie. „Dadurch leidet ihre Gesundheit und ihr Konzentrationsvermögen.“
Vor allem aber fürchtet sie, dass dadurch alle Schüler eingeschränkt würden: „Da wird Druck auf Schulleitungen ausgeübt, Prüfungen nicht im Ramadan stattfinden zu lassen — das kann nicht sein, weil sich Klausuren und Prüfungen dann früher oder später zu sehr häufen“, sagt Pantel.
Hört man sich an Düsseldorfer Schulen um, wird schnell klar, dass dies kein mutwillig an den Haaren herbeigezogenes Thema ist. Aber dass es genausowenig zum großen Aufreger taugt. Dass muslimische Schüler wieder vermehrt Regeln ihrs Glaubens befolgten, wird oft bestätigt. Von gravierenderen Auswirkungen auf Prüfungen — gerade in dieser Woche liefen viele Abiturprüfungen, nach Pfingsten geht es weiter — kann aber wohl keine Rede sein. Schuldezernent Burkhard Hintzsche stellt klar: „Ebenso wie in der christlichen Fastenzeit werden auch während des Ramadans Klassenarbeiten geschrieben und Prüfungen abgehalten, Schul- und Sportfeste durchgeführt.“ Dass derzeit entsprechende Termine aus diesem Grund verschoben würden, sei beim Schulträger Stadt nicht bekannt.
„Natürlich erleben wir hier Schüler, die fasten. Und ehrlich gesagt, finden wird das gar nicht gut, weil das die Kinder und ihre Lernfähigkeit schwächt, nicht nur im Sportunterricht“, sagt Dorothee Pietzko, Schulleiterin des Rather Rückert-Gymnasiums. „Klar ist, dass wir keinesfalls Termine von Prüfungen oder Klassenarbeiten danach ausrichten.“ Ihre Kollegin Veranika Loose von der Hauptschule Bernburger Straße, bestätigt: „Bei uns findet das normale Programm komplett statt.“ Dass viele Kinder fasten, akzeptiere die Schule, wenn es freiwillig und frühestens ab der 7. Klasse geschehe. Loose: „Problematisch ist es sicher bei Hitze. Manche Kinder verzichten dann aber auch nur auf Essen und trinken Wasser.“
Tatsächlich kollidieren großer Durst und der Ramadan im Schulalltag schon mal. So berichtet die Lehrerin eines innenstadtnahen Gymnasiums unserer Redaktion von einem Schulausflug im vergangenen Jahr an den Unterbacher See, bei dem ein Mädchen im Boot leicht hysterisch um Umkehr an den Steg bat, weil sie so durstig und die Versuchung des zum Greifen nahen Wassers zu groß sei. Und eine Kollegin an der Schule ließ sich vor einer Klassenfahrt an die Nordsee von allen Eltern vorsichtshalber schriftlich geben, dass kein Kind an diesen Tagen fastet. Pädagogen begegnen jedoch durchaus auch Kinder, die gerade nicht von ihren Eltern zum Fasten angehalten werden: „Sie wollen einfach von sich aus gerne erwachsen sein und dazugehören“, sagt Dorothee Pietzko.
So war es schon bei Redouan Aoulad-Ali, dem Sprecher des Kreises der Düsseldorfer Muslime: „Ich habe bei meiner Abi-Prüfung auch gefastet, es galt schon damals als Herausforderung.“ Und fügt gleich hinzu, dass dies nicht vorbildhaft sei, „Kinder sind ja ausdrücklich von der Fastenpflicht ausgenommen“. Er plädiert dafür, mehr und ernsthaft über den Sinn des Ramadans zu sprechen im Unterricht. Denn da gehe es um Charakterbildung und darum, Gutes zu tun. „Dabei müssen wir auch qualifizierte muslimische Theologen mehr einbinden.“