Düsseldorf Rathaus-Mitarbeiter klagen über Führungskultur und Überlastung

Bei der Personalversammlung erklärten viele, dass Großprojekte und unbesetzte Stellen die Arbeit erschweren. Ein besonderes Ärgernis: Die Stadtspitze hat die digitale Revolution ausgerufen, die Computer aber sind veraltet.

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Düsseldorf. Wie die Mitarbeiter der Stadtverwaltung ein Thema bewerten, ließ sich bei der Personalversammlung in der Mitsubishi Electric Halle gut am Applaus messen. Teilnehmer der Sitzung berichten, dass sieben Personalräte über rund zweieinhalb Stunden Probleme schilderten — und ganz unterschiedliche Reaktionen erlebten: Auf der Klatsch-Skala ganz oben rangierten laut Ohrenzeugen die Kritik an Arbeitsbelastung, an der Lage in den Kitas und an der unterschiedlichen Bezahlung etwa für Erzieherinnen oder Schulsekretärinnen. Oberbürgermeister Thomas Geisel wurde mit einem ordentlichen Applaus bedacht, der ganz leicht oberhalb von Höflich gelegen haben soll. Die wichtigsten Fragen und Antworten der Versammlung:

Wie ist die Stimmung im Rathaus? Die Betroffenen beklagen, dass sie nicht mehr zur Ruhe kommen, von einem Großprojekt zum nächsten hetzen. Auch die steigende Zahl von Beleidigungen, Drohungen und Angriffen beunruhigt die Menschen in der Verwaltung. Weitere Einsparungen seien nicht machbar, weil sie zulasten der Gesundheit gingen, sagte der Personalratsvorsitzende Robert Wollborn.

Wie reagiert die Stadt auf die Überlastungen? Die Rathaus-Mitarbeiter können Überlastungsanzeigen schreiben. Diese Möglichkeit sei für die Betroffenen unbefriedigend, berichten Vertreter des Personalrats. Die Mitarbeiter erhielten keine Reaktion, es gebe inzwischen Anzeigen, die auf vorherigen Anzeigen aufbauen, was zeige, dass nichts geschehe. Bei der Lösung gehen die Positionen auseinander: Die Stadtspitze setzt auf dezentrale Verantwortung und sieht den direkten Vorgesetzten in der Pflicht, der Personalrat ist an einer zentralen Erfassung der Anzeigen interessiert.

Wie bewerten die Mitarbeiter die versprochene Entlastung durch Digitalisierung? Dieses Thema sorgt für viel Gelächter, das wiederum Beleg dafür ist, wie tief der Frust sitzt. Während die Stadtspitze die digitale Revolution ausrufe, seien viele Computer veraltetet und stürzten häufig ab. Wollborn verglich den Stand der Technik mit einer halbautomatischen Strickmaschine.

Wie sehen die Mitarbeiter die Führungsebene? In einer Befragung zeigte sich ein Drittel der Teilnehmer eher oder ganz unzufrieden mit der Führungskultur, weitere 39 Prozent antworteten „teils-teils“. Es entstehe oft der Eindruck, die Führenden trauten den Mitarbeitern ihre Arbeit nicht zu, dies wirke demotivierend.

Wie hat die Stadtspitze reagiert? Der Oberbürgermeister erklärte, „es sei ein bisschen was dran“, dass es viele Projekte und hohe Erwartungen gebe. Aber es sei doch besser, in einer dynamischen Stadt zu arbeiten als in einer, in der alles nur abgewickelt werde. Der Rathaus-Chef verteidigte das Reformkonzept „Verwaltung 2020“ als notwendig angesichts des demografischen Wandels. Ämter, die zertifiziert sind, weil sie das Verfahren zu „Verwaltung 2020“ durchlaufen haben, dürfen inzwischen wieder die offenen Stellen besetzen, die im Konzept vorgesehen sind. Empörend nannte Geisel die steigende Zahl der Beleidigungen und Bedrohungen.

Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke sagte zu, dass man sich die Fälle der Erzieherinnen und Schulsekretärinnen, noch einmal einzeln anschaue und die Auslegungsspielräume ausschöpfen wolle.

Was gab es Positives bei der Versammlung? Im vergangenen Jahr hatten viele Beschäftigte über schlechte Reinigungen in Kitas, Schulen und Büros geklagt und dies auf private Firmen mit schlecht bezahlten Mitarbeitern zurückgeführt. Inzwischen ist eine Vereinbarung getroffen worden, wonach die Hälfte aller Arbeiten von eigenen Kräften gereinigt werden soll. Das sorgte für 300 neue Arbeitsplätze und für Lob an den Oberbürgermeister.