NRW Die Hälfte der Altstadtwirte in Düsseldorf öffnet wieder
Düsseldorf · Nach siebenmonatiger Pause darf die Außengastronomie auch in Düsseldorf wieder loslegen. Die Stadt rechnet am Wochenende mit vielen Besuchern - doch es gelten weiter strenge Regeln.
Ab Freitag entfallen in Düsseldorf die Einschränkungen der Bundesnotbremse, sodass die Öffnung der Außengastronomie unter Auflagen wieder zulässig ist und die Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr aufgehoben wird. Dies ist möglich geworden, weil die Sieben-Tage-Inzidenz seit fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 100 lag. Viele Gastronomen bereiten sich nach rund siebenmonatiger Zwangspause nun auf den Neustart vor, doch alle werden nicht mitmachen. Ordnungsdezernent Christian Zaum sagt: „Wir wissen, dass etwa 50 bis 60 Prozent der Gastronomen in der Altstadt beabsichtigen, zu öffnen.“
Auch wenn die Wetterprognose für das Pfingstwochenende nicht frühlingshaft ist, rechnet Zaum mit einer vollen Innenstadt. Für die Gastronomen bedeutet das: Sie müssen den Gästen, die einen negativen Schnelltest vorlegen können, einen festen Steh- oder Sitzplatz zuweisen, die Kontaktdaten erfassen und diese vier Wochen aufbewahren. Die Stadt wird mit einem Gewerbeteam die Terrassen kontrollieren, die Wirte tragen die Verantwortung, dass die Vorschriften eingehalten werden. Gastronomieberater Markus Eirund weiß, warum manch einer vorsichtig bleibt: „Die Angst vor einem wirtschaftlichen Flop ist zu groß. Zu riskant ist das Unterfangen, das Personal aus der Kurzarbeit zu holen und den Betrieb hochzufahren.“
Etwa ein Drittel der Gastronomen besitzen Außenbetrieb
Von den rund 3000 gastronomischen Betrieben haben nach Einschätzung Eirunds etwa ein Drittel einen Außenbetrieb. „Zu diesen gut 1000 Betrieben mit Terrasse, die ohnehin schon ein To-Go-Geschäft haben, könnten nun noch einmal 15 Prozent ,on top’ kommen, die ihre Terrasse öffnen“, vermutet er.
Bei den Vorbereitungen auf den Neustart war es am Donnerstag an der Ratinger Straße noch ruhig, andere Teile der Altstadt wachten allmählich aus dem harten Lockdown wieder auf. Auf dem Burgplatz stellten die Brauerei Im Goldenen Ring und das Restaurant Schwan die Möbel vor die Tür. Das Testzentrum, das vorher im Lokal an der Mühlenstraße war, ist jetzt auf dem Platz untergebracht. Vor dem Uerige standen Dutzende Paletten voller Kisten mit Flaschenbier. Am Alten Hafen waren Bistrotische und Stühle schon so platziert, als könnten die Gäste jeden Moment Platz nehmen.
Auch außerhalb des Zentrums waren die Gastronomen dabei, aufzubauen. In Oberkassel wird Marco Lo Iacono vom Carissima zum ersten Mal die neue Terrasse in Betrieb nehmen. „Wir freuen uns sehr, dass wieder Gäste kommen dürfen. Wir machen uns aber auch Gedanken darüber, was ist, wenn die Zahlen wieder steigen“, sagt Lo Iacono. Trotzdem schaut er vorsichtig optimistisch auf die nächsten Tage und Wochen. Das machen auch die Wirte in Unterbilk. Dort füllten sich die Gehwege wieder mit Leben, Bänke und Tische wurden aus den Lagern vor die Tür gebracht, wie beim Restaurant Frida und dem danebenliegenden Café Espresso Perfetto.
Jana Husemann führt den Burghof in Kaiserswerth und wird wieder öffnen. „Die Pfingsttage soll es ja auch einigermaßen trocken bleiben.“ Kleinere Schirme seien dennoch aufgebaut für kurze Schauer. Ab 11 Uhr am Freitag geht es los. „Aber die Ungewissheit haben wir trotzdem im Nacken. Man überlegt dreimal, ob man fürs Kühlhaus zwei oder drei Kästen Bier bestellt. Wir hoffen, dass langsam wieder alles normal wird.“ Abed Mansour und sein Sohn Marcel öffnen ihr Café Florian in Pempelfort. „Die vielen Stammgäste freuen sich, jeden Tag rufen 100 Leute an“, sagt Abed Mansour. Nur diesen Wermutstropfen gibt es: „Wir haben viele gute Kellner verloren und suchen dringend neues Personal.“
Auch wenn nun einige Einschränkungen aufgehoben werden, so gilt die Maskenpflicht im Altstadtbereich, am Rhein (10 bis 1 Uhr), an Königsallee und Schadowstraße (10 bis 19 Uhr) sowie auf den Plätzen am Hauptbahnhof (6 bis 22 Uhr) weiter. Wann die Maskenpflicht wegfällt, bleibt offen. Oberbürgermeister Stephan Keller appellierte an die Düsseldorfer, dass die Lockerungen ein Grund für Optimismus, aber weiterhin kein Anlass für Leichtsinn seien: „Nun gilt es, die neu gewonnenen Freiheiten verantwortungsvoll zu nutzen. Um weitere Freiheiten zu gewinnen, müssen aber auch weiter Regeln eingehalten werden.“