Verkehr So läuft es mit dem grünen Pfeil für Fahrradfahrer in Düsseldorf
Düsseldorf · Die neue Verkehrsregel kommt bei Radlern unterschiedlich an – er ist praktisch, viel sicherer fühlen sich die meisten damit aber nicht. Experten werten den Pilotversuch mit Videotechnik aus.
Ein kurzer Selbstversuch auf der Karolinger Straße: Die Ampel an der Kreuzung zur Aachener Straße zeigt Rot. Ich rolle mit meinem Fahrrad vor, halte an, lasse Fußgänger passieren, ein Auto und die Bahn. Dann biege ich, obwohl die Ampel immer noch Rot zeigt, rechts ab. Ganz legal. Das erlaubt an dieser Stelle seit wenigen Wochen ein neues Verkehrsschild, das einen grünen Pfeil sowie ein Fahrrad-Piktogramm samt dem Hinweis „nur“ zeigt.
An drei Stellen ist das Schild in unterschiedlichen Fahrtrichtungen an der Kreuzung angebracht worden. Zudem zwei Mal an der Kreuzung der Prinz-Georg-Straße zur Vagedesstraße. Düsseldorf ist damit eine von insgesamt neun Städten, in denen die Bundesanstalt für Straßenwesen den Pilotversuch zu einer möglichen neuen Verkehrsregel durchführt.
Die Phase der Beobachtung hat allerdings noch nicht begonnen, wie Bernhard Kollmus vom Bundesamt auf Anfrage unserer Redaktion sagt. Bis Mai sollen sich die Radfahrer in Düsseldorf, und auch den anderen Städten, erstmal an die neue Situation gewöhnen. Dass das offenbar nötig ist, zeigt eine Frau, die die Aachener Straße in Richtung Innenstadt hinunter radelt. Sie kürzt vor der roten Ampel über den Bürgersteig ab, um rechts in die Karolinger Straße zu fahren. Offenbar kennt sie das neue Schild noch gar nicht, was ihr das Abbiegen bei Rot (nach kurzem Stopp) erlaubt hätte.
Geläufig ist der neue grüne Pfeil dagegen Hans-Jürgen Rang, der ebenfalls mit dem Fahrrad über die Kreuzung fährt. „Eine sehr gute Sache ist das, die an vielen Stellen in der Stadt sinnvoll wäre.“ Er sagt, dass so die oftmals gelebte Praxis endlich legalisiert werde.
Allerdings stellt sich beim Ortsbesuch heraus, dass der weitaus größte Teil der Radler auf den Achsen Aachener Straße und Karolinger Straße geradeaus fährt. Das gleiche Bild zeigt sich auch an der Prinz-Georg-Straße. Ein ehemaliger Polizist, der mit dem Rad unterwegs ist und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt zudem: „Die neue Regelung bringt Radlern nur einen sehr kleinen Vorteil. Das Sicherheitsrisiko habe ich ja vor allem, wenn ich geradeaus fahre und etwa ein LKW rechts abbiegt.“ Nicht verstehen kann er zudem, warum das Schild ausgerechnet an der Vagedesstraße angebracht wurde, da man von dort rechts auf den Fahrradweg auf dem Bürgersteig fahre.
Auch für Angelika Dohmen spielt ein Sicherheitsgewinn eher weniger eine Rolle. Sogar im Gegenteil: „Man muss schon gut gucken vorher und die Straße muss gut einsehbar sein.“ Das sei allerdings an der Kreuzung Prinz-Georg-Straße gegeben. Für sie ist der grüne Pfeil für Radler vor allem bequem, da er Wartezeit einspare und man schneller durch die Stadt käme.
Wie sich der Verkehr generell durch die neue Regel verändert, ermitteln ab Mai Experten. Die werden die Situation allerdings nicht vor Ort beobachten, sondern per Video aufnehmen. „Die Beobachtung selbst soll keinen Einfluss aufs Geschehen nehmen“, sagt Kollmus. Das aufgenommene Material werde dann mit Hilfe von Videotechnik, also auch Computerprogrammen, die etwa Abstände von Verkehrsteilnehmern zueinander ausmessen können, durchgeführt. Beteiligt sind hier ein Ingenieurbüro sowie die TU in Dresden.
Nach Ende des Piloten — vermutlich in einem Jahr — sollen nach der Auswertung bestimmte Fragen beantwortet werden. Etwa nach rechtlichen Rahmenbedingungen, dem Einfluss auf die Verkehrssicherheit und nach zusätzlichen Verhaltensregeln — die möglicherweise eingeführt werden müssen oder eben auch nicht. Erst wenn diese Fragen abschließend positiv beantwortet sind und danach die rechtliche Grundlage geschaffen wurde, könnte das neue Verkehrsschild flächendeckend an geeigneten Stellen aufgehängt werden.