Gastronomie Space Burger: Die Geschichte hinter der Düsseldorfer Institution

Düsseldorf · Die Eltern von Pulad Mohammadi, iranische Einwanderer, haben das Restaurant aufgemacht. Damals fühlten sie sich in Düsseldorf noch wie Aliens – daher der Name. Aktuell setzen sie auf einen vegetarischen Trend: den Beyond-Meat-Burger, der wie Fleisch schmecken soll.

Pulad Mohammadi zeigt seinen vegetarischen „Beyond Meat“-Burger, der wie Fleisch schmecken soll.

Foto: Carolin Scholz

Ein bisschen schrullig ist der Laden an der Neustraße in der Altstadt ja schon. Die Wände bei Spaceburger sind voll mit Bilder von Helden und Antihelden aus Film und Fernsehen. Ein Fadenvorhang hier, ein Ständer mit bunten Postkarten dort. Doch auf diesem Ständer findet sich ein Stück Spaceburger-Geschichte. Ein Schwarzweiß-Foto einer Frau, die neben einer Kaffeemaschine und vor einem Poster steht – darauf der Satz „I want to believe“ und ein Ufo, das über eine verschwommene Landschaft schwebt. Zeitstempel 17. August 1997.

Die Frau auf dem Foto ist die Mutter von Pulad Mohammadi. Aufgenommen wurde es im ersten Spaceburger-Restaurant – damals noch in Derendorf. Denn schon 1997 eröffneten sie den Burgerladen. Den großen Burgerhype konnte man da noch nicht mal erahnen – es war die Zeit von McDonalds und Co. Und doch gibt es den Laden auch heute, 22 Jahre später immer noch.

Die Postkarte zeigt die Mutter von Inhaber Pulad Mohammadi 1997, aufgenommen im ersten Space-Burger-Restaurant.

Foto: Carolin Scholz

„Das war damals eine utopische Schnapsidee“, erinnert sich Pulad Mohammadi, der damals 16 war aber schon voll mit eingebunden wurde. Als iranische Einwanderer konnten die Eltern nicht mehr ihre eigentlichen Berufe ausüben. Viele hätten schon damals Restaurants eröffnet – doch zumeist persische, Dönerläden oder ähnliches. Die Eltern wollten einen anderen Weg gehen. Mit eigenem Kopf und einer guten Portion Humor. „Wir wollten einen Ort schaffen mit Offenheit und Vielfalt“, sagt der heute erwachsene Sohn, der den Laden jetzt leitet. Der Burger sei damals eine Art Spielwiese gewesen, auf dem sich die verschiedensten Küchen vereinen ließen. Umso irritierter war er, als der große Hype um die Burger nach Deutschland kam – und in seinen Augen alle irgendwie gleich waren. „Es gab da so ein Idealbild, wie ein Burger zu sein hatte. Völlig standardisiert“, findet er.

Der Burger-Trend war übrigens nicht der einzige, dem die Familie voraus war. Schon seit Anfang der 2000er gab es hier eine vegetarische Variante. „Danach hat damals noch kaum jemand gefragt. Wir haben das einfach gerne gemacht“, sagt Pulad Mohammadi. Die ersten vegetarischen Patties seien nach einem persischen Rezept der Mutter entstanden – und später, als auch vegan mehr im Trend war, abgewandelt worden. Früh gab es auch das Burgertaxi – den eigenen Lieferdienst, noch vor Lieferando und Co. Aus Trends, so scheint es, macht sich Pulad Mohammadi aber eigentlich nicht so viel. Vielmehr sieht es so aus, als seien all diese Entscheidungen aus eigenem Wunsch und Antrieb entstanden.

„Spaceburger, so wie der Laden jetzt ist, war nie das Geschäftsmodell. Das ist einfach mit der Zeit entstanden. Wir haben uns immer wieder neu erfunden.“ Auch den Fleischkult habe er nie so mitmachen wollen. „Da stirbt ein Tier – das muss ich doch nicht feiern“, sagt Mohammadi.

Auch findet er, Burgerläden, die keine vegane oder vegetarische Alternative anbieten, sollten schlaflose Nächte haben. Bei Spaceburger kommen auf etwa 50 fleischige Burger auf der Karte 16 ohne Fleisch – und es sollen mehr werden. Ganz neu im Sortiment gibt es nun auch das zuletzt immer bekannter gewordene „Beyond Meat“-Patty, ein Fleischersatz aus Erbsenprotein, der dem Original zum verwechseln ähnlich schmecken soll. „Das war nur ein kleiner Schritt, das auszuprobieren“, sagt Pulad Mohammadi. In der Familie und unter den Kellnern hätten sie probiert und waren sofort überzeugt: Das müssen wir haben. Denn tatsächlich fällt es auch Fleischessern schwer, zu erkennen, dass es sich hier um eine vegane Schicht auf dem Burger handelt. Sie sind auch damit die ersten in Düsseldorf, die diese Variante auf der Karte haben.

„Wir entwickeln uns langsam immer weiter“, überlegt Pulad Mohammadi, was seinen Laden von den anderen unterscheidet. In manchem sei man vielleicht noch altmodisch, in anderem weiter voraus. Aber: Man sei eben nicht ganz plötzlich da gewesen, sondern habe schon seit 22 Jahren Zeit gehabt, sich zu entwickeln.

Das Logo für Spaceburger hat Pulad Mohammadi übrigens damals als 16-Jähriger selbst entworfen. Der Alien darin war symbolisch: „Als Migranten haben wir uns damals selbst ein bisschen wie Aliens gefühlt“, sagt er.

Heute ist das anders. Stammgäste kommen immer wieder, außerdem auch Gäste von Außerhalb – zum Teil auch extra für den Besuch bei Spaceburger. „Wir verstehen uns mittlerweile als Teil der Düsseldorfer Tradition“, sagt er. Und tief verbunden mit der Stadt.