Stadt erlaubt Internetverweise am Grab

Die so genannten QR-Codes verweisen zum Beispiel auf Texte über Verstorbene oder Trauerseiten. Kosten: 400 Euro.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Man kennt sie von Bahn-Tickets und aus der Werbung — die grafischen Codes, die aussehen wie ein Labyrinth, sind längst allgegenwärtig. Nun sind die kleinen Pixelquadrate, QR-Codes genannt, auch auf allen Friedhöfen im Stadtgebiet erlaubt. „Wir genehmigen ab sofort auf Antragstellung den QR-Code auf allen Grabstätten“, sagt Doris Törkel, Leiterin des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes.

Längst wollte die Stadt Grabsteine mit Internetverbindung zulassen, vorab musste jedoch unbedingt geklärt werden, wer für den Inhalt der Informationen über den Toten verantwortlich ist, erklärt Törkel. Es sei ja vorstellbar, dass eine mit dem QR-Code verlinkte Webseite politische Botschaften oder Anzüglichkeiten enthalte, Inhalte könnten zudem verändert werden und seien daher unkontrollierbar.

Eine Handlungsempfehlung des Deutschen Städtetages zum Umgang mit dem QR-Code hat die Einführung des Grabsteins mit Internetzugang nun ermöglicht: „Da die Inhalte vom Ersteller des QR-Codes festgelegt und geändert werden können, ist eine Einflussnahme auf den Inhalt durch die Friedhofsverwaltung nicht möglich“, zitiert Törkel aus der Empfehlung des Städtetags.

Folglich sei der Grabnutzungsberechtigte für die gesamte Nutzungszeit von 30 Jahren für die Inhalte verantwortlich.

Das Pixelmuster am Grab — es kann Besuchern in Zukunft zeigen, dass da noch mehr ist, als nur der Name der Verstorbenen und die Daten ihrer Geburt und ihres Todes. Wer sein Mobilgerät auf einen Grabstein-Code richtet, bekommt Infos über den Verstorbenen: „Entweder es erscheint ein Text oder ein Wikipedia-Eintrag oder eine eigens eingerichtete Trauerseite mit Bildern, einem Gedenkbuch oder Gedichten“, erklärt Jörg Deter, Abteilungsleiter für Friedhöfe und Krematorien.

Allerdings erwartet Deter zunächst keinen Ansturm auf das neue Angebot: „Das ist auch eine Frage der Generation, die Mehrheit der Angehörigen, die ihre Toten jetzt bestatten, ist älter als 60 Jahre und weniger vertraut mit den neuen Medien.“ Es gebe zwar schon einige Anfragen, aber es werde dauern, bis sich mehr trauen, etwas Modernes am Grab zu machen.

Eingraviert auf dem Grabstein oder auf einer Stele davor — Steinmetz Wilfried Rahns, Inhaber der Grabschmuck-Werkstatt Rittmeyer am Nordfriedhof, hat sich bereits gerüstet und bietet den QR-Code an: „Angehörige wollen den Verstorbenen ja in den Vordergrund stellen und zeigen, was er geleistet hat. Ich gehe dennoch davon aus, dass anfangs nur wenige Angehörige einen QR-Code haben wollen.“

Rund 400 Euro wird die grafische Plakette wohl zusätzlich kosten. Nicolaus Sadlo, Steinmetz am Südfriedhof seit 30 Jahren, hat sich noch nicht mit dem neuen Totenkult beschäftigt: „Das ist noch Zukunftsmusik, passt aber zur neuen digitalen Trauerkultur.“ Auch wenn er persönlich wenig davon hält, wird er den QR-Code anbieten: „Das ist wie mit Bildern, die gehören für mich auch nicht auf einen Grabstein.“

25 Gräber berühmter Menschen der Düsseldorfer Stadtgeschichte sind bereits seit anderthalb Jahren mit schwarz-weißen Pixelmustern ausgestattet. Eine Smartphone-App navigiert den Besucher direkt ans Grab, vor Ort können die Informationen als Audio-Datei abgespielt werden.