Theater an der Kö Starke Premiere von Cosma Shiva Hagen

Düsseldorf · Das Theater an Kö hat die Saison mit "Wir lieben und wissen nichts" eröffnet.

Die Protagonisten der Bezihungskomödie (von links): Sebastian Hölz, Jeanette Biedermann, Johannes Brandrup und Cosma Shiva Hagen.

Foto: Dennis Häntzschel

Cosma Shiva Hagen ist ganz der ruhende Pol. Anders als ihre laute Mutter, Rocklegende Nina Hagen. Auch in dem Stück „Wir lieben und wissen nichts“, mit dem jetzt das Theater an der Kö in die neue Saison startet. Es ist ein doppeltes Beziehungsdrama aus der Feder des bildungsbürgerlichen Stücke-Schreibers Moritz Rinke. René Heinersdorff inszenierte es jetzt in seinem Haus als Komödie, ausdrücklich auf Wunsch des Autors. Darin spielt die 1981 in Los Angeles geborene Hagen die Jüngere, die sich in den letzten zwei Jahren in Film und Fernsehen rar gemacht hat, die sanfte, zurückhaltende Magdalena. Und damit den Gegenpol zu ihrem Mann Roman: ein aufgekratzter, hektisch plappernder Pseudo-Pragmatiker und IT-Spezialist, der am liebsten Satelliten in die Erdatmosphäre befördert. Per Mausklick an seinem Laptop.

Doch geht es nur am Rande um Romans Neurosen und Marotten, sondern zuallererst um die des zweiten Pärchens - Sebastian und Hannah. Sie eine Karrierefrau mit verkaufsträchtigem Hang zur Esoterik, die demnächst in Zürich in einem Kurs in Atemtechnik nervöse Banker auf Vordermann bringen soll. Sie muss deshalb für eine gewisse Zeit umziehen und hat einen Wohnungstausch eingefädelt. Mit Magdalena und Roman. Einziges Problem für die zupackende Geschäftsfrau Hannah (glaubhaft gespielt von Jeanette Biedermann): Sie hat einen Umstandskrämer an ihrer Seite. Sebastian, ein Kulturwissenschaftler, der meist in theoretischen Sphären schwebt und akademisch drauflos schwafelt. Mit Vorliebe baut er Luftschlösser und kommt vor lauter Weltfremdheit nicht zu Potte. Längst wollte er sein Buch herausbringen, ist aber noch nicht über das Vorwort hinaus.

Bei dieser Konstellation weiß man schnell, wohin Hase und Häsin laufen. Nicht nur Wohnquartiere, sondern auch Partner werden getauscht. Zumindest läuft alles darauf hinaus. Klar, dass es dabei einige Überraschungen gibt. Allerdings (anders als in Rinkes Original) mit Happy End. Denn Heinersdorff — von Hause Regisseur, Schauspieler und Autor — musste hier an Stellschrauben drehen, um dem Boulevardpublikum vergnügliche Unterhaltung zu bescheren. Mit zündenden Pointen und Wortspielen, die den trockenen, spröden Rinke-Text anreichern und beleben.

Als Regisseur drückt er aufs Tempo, um Langeweile zu vermeiden und das bildungsbürgerliche Dozieren des einst gefeierten Dramatikers Moritz Rinke zu übertünchen. Am Ende fragt man sich: Kann Rinke überhaupt Komödie? Ohne die rettende Hand des Regisseurs, der ausufernde Dialoge und Monologe kürzt und würzt, gäbe es wenig zu lachen. Ebenso als Retter fungieren die Mimen: Johannes Brandrup überzeugt als umständlicher Theoretiker, der beim Tempo seiner Freundin nicht mithalten kann. Und Sebastian Hölz als nervös hampelnder Roman. Den stärksten Eindruck hinterlässt Cosma Shiva Hagen als leicht verstrahlter Typ, die jedoch nicht aus der Ruhe und Schritt für Schritt ihrem Ziel näher kommt.

Das Stück ist bis zum 11. November im Theater an der Kö (Telefon 0211 322333) zu sehen.