Düsseldorf Streit um Unkraut: Familie aus dem Kleingarten geklagt
Nach 24 Jahren muss die Parzelle geräumt werden. Das Wildgemüse „Giersch“ wuchert angeblich auf andere Grundstücke.
Düsseldorf. Als ihr Rechtsanwalt die letzten Details klärt, muss Irmgard Kunze bitterlich weinend den Gerichtssaal verlassen. Ihre sechs Kinder sind in dem Kleingarten der Anlage „Am Balderberg“ in Gerresheim groß geworden. Mitte September muss die gelernte Gärtnerin ihr kleines Paradies verlassen, nach 24 Jahren: „Ich kann es immer noch nicht fassen.“
1992 hatte die Familie das 600 Quadratmeter große Grundstück in Gerresheim gepachtet. Irmgard Kunze: „Ärger mit den Nachbarn gab öfter. Mit sechs Kindern geht es halt manchmal auch etwas laut zu.“ Zumal ihr vierzehnjähriger Sohn unter dem Down-Syndrom leidet und schwer ruhig zu stellen ist.
Über viele Jahre ging das trotzdem gut. Bis das Ehepaar Kunze sich 2010 trennte. Danach sei der Druck aus dem Vorstand des Kleingartenvereins noch größer geworden. Schließlich bekamen die Kunzes die Kündigung. Mit dem Argument, dass die Laube angeblich in einem ungepflegten Zustand sei. Bemängelt wurde vor allem, dass Irmgard Kunze nichts gegen den Giersch unternehme. Das Wildgemüse gilt unter Kleingärtnern als Unkraut. Da die Wurzeln sehr tief in den Boden wachsen, ist dem Giersch nur schwer beizukommen.
„Das stimmt aber gar nicht“, behauptet Irmgard Kunze. Das Wildgemüse wachse auch auf den anderen Parzellen. Sie habe sich aber immer darum gekümmert, das Unkraut zu entfernen: „Da geht es um ganz andere Dinge. Wir haben den zweitgrößten Garten der Anlage. Da sind andere scharf drauf.“
Zuletzt hatte sich der Streit zugespitzt. Der Kleingartenverein hatte nicht nur die Kündigung geschickt, sondern verlangte plötzlich auch mehr als 14 000 Euro, um die Anlage für einen neuen Pächter herzurichten. Unter anderem sollte das Garten-Häuschen abgerissen werden. Darauf wollten es die Kunzes lieber nicht ankommen lassen. Sie haben in dem Vergleich zugestimmt, das Grundstück bis Mitte September zu räumen. Dafür verzichtet der Kleingartenverein auf weitere Ansprüche.
Für Irmgard Kunze eine schwere Entscheidung: „Vor allem wegen unserer Kinder. An dem Garten hängt mein Herz.“ Immerhin hat sie jetzt ein paar Monate Zeit, um sich ein neue kleines Paradies zu suchen.