Suche nach dem Vater 74 Jahre nach dessen Tod

Autor Peter Henkel halt Elli Basaldella, mehr über Helmuth Grundmann zu erfahren. Er kam im KZ Stoffeln um. Seine Geschichte ist Teil eines Buches geworden.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Über 70 Jahre wusste Elli Basaldella kaum etwas über ihren Vater. Helmuth Grundmann war 1942 im KZ-Außenlager Stoffeln ums Leben gekommen, Basaldella war gerade drei Jahre alt. Vor gut einem Jahr wollte sie mehr wissen. „Mir war wichtig, mir ein Bild von ihm machen zu können“, sagt sie. „Ihm näher zu kommen.“ Peter Henkel, Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte, half ihr. Die Geschichte von Grundmann wurde Teil eines Buches.

Mit „Die Düsseldorfer KZ-Außenlager“ beschreibt Henkel den Einsatz der KZ-Häftlinge in der Stadt, ihre Lebensbedingungen ebenso wie die juristische Aufarbeitung dieser Zeit. „Helmuth Grundmann war eines der ersten Opfer. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er ermordet wurde“, sagt Henkel. Dokumentiert sei das zwar nicht, Berichte lassen jedoch darauf schließen.

Schon das war neu für Elli Basaldella. „Meine Mutter wollte nicht über meinen Vater reden“, sagt sie. Weder mit ihr, noch mit ihren neun Geschwistern. Vom Vater blieb ihr nicht viel mehr als eine Erinnerung, wie er sie auf dem Arm hielt und mit ihr scherzte. In späteren Jahren habe sie selbst noch Zeit gebraucht, um sich mit dem Thema zu befassen. „Mit meiner eigenen Familie und meinem Beruf hatte ich anderes im Kopf.“ Was sie jetzt über seine Persönlichkeit herausgefunden hat, sein Verhalten, dass schließlich zur Verhaftung geführt haben muss, erfüllt sie mit Stolz auf ihren Vater.

Unter anderem hatte er Lebensmittel gespart, um sie an Kriegsgefangene zu verteilen. „Er hatte Mitgefühl und sah jeden als Menschen an“, sagt Basaldella. Als überzeugter Kommunist hatte er oft Kritik geäußert und den Krieg offen abgelehnt. „Er stand zu seiner Meinung, hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, ließ sich nicht brechen. Darin erkenne ich mich wieder.“

Ebenso wichtig war ihr, seine Stationen genau nachvollziehen zu können, sich ein Bild von dem machen zu können, was er wo erlebt habe. In Dokumenten aus Leipzig, Köln und Düsseldorf fand sie mehr heraus. Die Familie wohnte 1942 in Leipzig, nach seiner Verhaftung kam Grundmann zunächst ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Von dort wurde er in ein Außenlager in Düsseldorf-Stoffeln verlegt, wo er nach wenigen Wochen starb.

Nach Henkels Recherchen wurde er am Friedhof Stoffeln bestattet. Für Henkel sind solche persönlichen Biografien entscheidend. „Dadurch werden geschichtliche Ereignisse erst greifbar“, sagt er. Dass sich Basaldella bei ihm meldete, als er gerade an seinem Buch über die KZ-Außenlager arbeitete, sei Zufall gewesen. Elli Basaldella gefällt, dass der Weg ihres Vaters auf diese Weise veröffentlicht wurde. „Die Menschen sollen davon erfahren“, sagt sie. Auch in ihrer Familie spricht sie jetzt darüber, mit Kindern und Enkeln. „Alle sind froh, mehr über die eigene Geschichte zu wissen.“