Tausendfüßler: Euphorische Kämpfer skeptische Zuhörer

Das Bauwerk hat eine große Fangemeinde, aber die Verwaltung erarbeitet den Abriss.

Düsseldorf. Mit einer Protestversammlung versuchten Stadtplaner, Architekten, Denkmalschützer und Landschaftsschützer im Festsaal des Malkastens, den Tausendfüßler doch noch zu retten. Ihr Motto heißt „Lott Stonn“, „Lasst stehen“. Im Zuschauerraum saßen diesmal ausschließlich Sympathisanten des denkmalgeschützten Brückenbauwerks aus den 60er Jahren. Von der Stadtverwaltung zeigte sich niemand. Selbst die Untere Denkmalbehörde blieb der Veranstaltung fern.

So gab es keinen Widerstand, als Architekt Thomas Beucker für den (BDA) Bund Deutscher Architekten in einem Zwölf-Punkte-Programm das gesamte Verkehrskonzept zum zweiten Bauabschnitt Kö-Bogen ablehnte und Alternativen bereithielt. „Wenn der Hofgärtner Weyhe noch lebte und aus seinem Hofgärtnerhaus in das neue Loch für die Tunnelrampe sehen müsste, würde er sofort ausziehen.“ So begann Beucker seinen Feldzug gegen die vermeintlichen Missetaten der Düsseldorfer Stadtplaner. Seine Ausführungen gipfelten im Vorwurf an die Stadt, sie spiele nicht mit offenen Karten. Der Hofgarten werde zukünftig mehr zerschnitten als heute, wenn sechs Autofahrspuren und zwei Straßenbahngleise in den neuen Tunnel führten. Es gebe fast doppelt so viele Fahrbeziehungen wie beim Rheinufertunnel. Fazit: Der Tunnel müsse weg, der Tausendfüßler müsse bleiben.

Beucker und seine Mitstreiter üben massive Kritik an den gerade im Technischen Rathaus ausliegenden Plänen. Er hatte die Anlieger auf seiner Seite. Klaus Peter, der gern mit dem Auto über den Tausendfüßler fährt, lobte den „schönen Ausblick“ auf Dreischeibenhaus, Hofgarten und Schauspielhaus. „Wer nur den neuen Tunnel nimmt, hat keinen Eindruck von der Stadt“, sagt er. Manche Zuhörer gaben auch Ratschläge. Willy Bäcker etwa erinnerte an das Vermächtnis des verstorbenen Oberbürgermeisters Joachim Erwin, die Groschen zusammenzuhalten. Die rund hundert Millionen Euro sollte man einsparen.

Reinhard Lutum vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege forderte vom Podium herab eine „Denkpause“ zum Hofgarten, um über die Verkehrswege durch dieses Naturdenkmal neu nachzudenken. „Wir müssen der Stadt gegenüber viel mehr Druck machen“, forderte die Anliegerin Astrid von Pichler auf. Einige Bürger nahmen die Debatte mit Humor.

Günter Pilarski etwa meinte: „Wir können reden, wie wir wollen, der Tausendfüßler wird doch abgerissen.“ Möglicherweise hat er recht. Bürgermeister Friedrich Conzen (CDU) meinte auf Anfragen klipp und klar: „Es gibt einen Beschluss im Stadtrat, dass er abgerissen wird. Die Verwaltung arbeitet daran.“