"The Cradle" in Düsseldorf: Eine Wildblumenwiese für den Hafen
Projektentwickler und Architekt von „The Cradle“ geben ihr Baugrundstück für eine ökologische Zwischennutzung frei.
Düsseldorf. Das erste recyclingfähige Bürogebäude Nordrhein-Westfalens soll ab Herbst 2019 im Düsseldorfer Medienhafen gebaut werden. Der Bauantrag für „The Cradle“ ist vom Stadtrat genehmigt worden, doch es braucht noch viel Detailplanung für das anspruchsvolle Gebäude von Projektentwickler Interboden und den HPP Architekten. Das Grundstück an der Speditionstraße 2 jedoch soll in dieser Planungsphase nicht brach liegen. „Wir möchten, dass das Gelände ganz im Sinne des namensgebenden Cradle-to-Cradle-Prinzips klimafreundlich genutzt wird,“ sagt Vanja Schneider, Geschäftsführer von Interboden.
(So soll das Bürogebäude "The Cradle" im Hafen aussehen. Foto: Interboden)
1600 Quadratmeter groß ist das Grundstück an der Einmündung zur Speditionstraße. Das Gelände hat der Projektentwickler in den vergangenen acht Wochen in eine umzäunte Wildblumenwiese verwandelt. Hier blühen Kornblumen, Klatschmohn, Margeriten und es sprießen die Brennnesseln. Der neue Garten im Hafen ist für alle geöffnet. Wege, bedeckt mit Rindenmulch, sind angelegt, drei Sitzbänke aufgestellt. Eine schattige Oase in einem trubeligen Umfeld. Spaziergänger, aber auch die Arbeiter der benachbarten Baustellen von der neuen Trivago-Zentrale auf der einen Seite und der geplanten beiden Wohntürme auf der anderen Seite, genießen das kleine Stückchen Grün am Wasser.
Und wer mag, der erfährt auch etwas über das geplante Bauprojekt, denn darüber wird auf Tafeln informiert. Am Mittwoch, zur Eröffnung, tat dies Gerhard G. Feldmeyer, geschäftsführender Gesellschafter bei HPP Architekten. Für „The Cradle“ werden fast nur Baumaterialien verwendet, die nach Gebrauch wieder der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden können. Durch den Cradle-to-Cradle-Ansatz wird ein Produkt von Anfang bis (Neu-)Anfang gedacht, von der Wiege zur Wiege.
Bei dem Neubau im Hafen werde zum einen das Abfallaufkommen und zum anderen der CO2-Ausstoß reduziert. Die Holzkonstruktion, die das Gebäude prägen wird, könnte bei einem Abriss in ihre Bestandteile zerlegt und einzelne Elemente wiederverwertet werden. Für den Architekten Gerhard G. Feldmeyer ist die Recyclingfähigkeit ganz wichtig: „Mehr als 50 Prozent des gesamten Sondermülls entsteht heute beim Rückbau von Häusern.“
Durch die Holzfassade entsteht ein Fachwerk, das auch als Sonnenschutz dienen wird. Vanja Schneider erklärt den Vorteil: „So spart man sich die Lamellen, die man in vielen anderen Bürohäusern sieht.“
Im Neubau, direkt an der neuen Hafenpromenade der Speditionstraße, werden 5200 Quadratmeter für Büros entstehen. Im Erdgeschoss sind 600 Quadratmeter für eine Gastronomie geplant. Das Projekt erhielt in diesem Jahr auf der internationalen Immobilien-Fachmesse in Cannes den MIPIM Future Project Award. Denn neben Holz-Bau (aus heimischen und unbehandelten Hölzern, damit die Transportwege kurz bleiben), sind weitere klimafreundliche Maßnahmen geplant.
So werden erneuerbare Energien berücksichtigt, eine Photovoltaik-Anlage ist auf dem Dach geplant. Zwar wird auch eine Tiefgarage gebaut, aber Feldmeyer kündigt an, dass man auch ein Mobilitäts- und Serviceangebot vorsehe, dies in Form von car- und bike-sharing. Auch dafür wird es Raum geben. „Wir möchten die Anlieger motivieren, auf den eigenen Pkw zu verzichten“, sagt Feldmeyer. Schließlich entwickelt sich der Hafen zum Bürostandort mit immerhin rund 20 000 Beschäftigten.
Vorbild für das Bürogebäude im Hafen ist laut Feldmeyer übrigens das vor zwei Jahren gebaute neue Rathaus im niederländischen Venlo. Das Öko—Rathaus ist ebenfalls so gebaut, dass es am Ende seiner Nutzungszeit wieder als Rohstoff für neue Gebäude zur Verfügung stehen wird.
Doch noch steht „The Crandle“ in Düsseldorf ja nicht einmal. Bis zum Baubeginn aber werden sich nicht nur die Bauarbeiter in Hafen, sondern auch sicherlich viele Besucher an dem grünen Fleck zwischen viel moderner Architektur erfreuen.