Lesung Tim Mälzer stellt in Düsseldorf sein neues Kochbuch vor
Düsseldorf · Am Mittwochabend hat der Koch und Fernsehmoderator in der Mayerschen aus „Neue Heimat“ vorgelesen.
Deutschland schmeckt heute anders als vor 50 Jahren. Es schmeckt italienisch, spanisch, türkisch. Pizza, Pasta, Döner und Burger gehören zur deutschen Heimatküche wie Bratwurst, Sauerkraut und Linseneintopf, sagt der prominente Fernsehkoch Tim Mälzer.
Am Mittwochabend stellte er sein neues Kochbuch „Neue Heimat“ in der Mayerschen Buchhandlung an der Kö vor. In Düsseldorf, so Mälzer, gebe es eine vielfältige Gastronomie, allerdings fehle es an deutscher Trendgastronomie. Mälzer, der in Hamburg das bekannte Restaurant „Bullerei“ betreibt, ist auch für das bislang wenig erfolgreiche Düsseldorfer Restaurant „Hausmann´s“ in der Altstadt mitverantwortlich.
„Neue Heimat“ ist der Nachfolger des ersten Kochbuchs „Heimat“ von 2014. „Mein erstes Heimat-Kochbuch war eine Liebeserklärung an die traditionelle deutsche Küche mit Klassikern und kulinarischer Folklore“, erklärt Mälzer und bezieht klar Stellung: Sein neues Buch sei ein modernes Buch für ein modernes Deutschland mit einem zeitgenössischen Heimatbegriff. „Das Buch ist nicht brutal regional und erst recht nicht national, sondern für offene Köpfe und offene Töpfe.“
Das Kochbuch lässt sich als kulinarische Autobiografie lesen — erzählt entlang seines Heimatbegriffs. „Ich stamme aus Pinneberg, bin fest verwurzelt in Norddeutschland und habe in den vergangenen Jahren doch oft und gerne auch über den Tellerrand hinausgeschaut“, sagt der Küchen-Rocker mit der Kodderschnauze, der sich gerne bodenständig gibt.
Unter der Überschrift „Meine Mudda, deine Mudda“ stellt er Heimatgerichte vor, die typisch deutsch zu sein scheinen, in Varianten aber auch in anderen Ländern Heimatgerichte sind: Frikadellen und schwedische Köttbullar, Hühnerbrühe und vietnamesische Pho, Maultaschen und chinesische Dim Sum. „Ich präsentiere hier aber keine Mischmasch-Küche wo es Hühnerfrikassee mit Zitronengras gibt“, stellt er klar. Und er habe dazu gelernt nach mittlerweile acht veröffentlichten Büchern: „In meinen Anfängen hatte ich schon Mal falsche Mengenangaben“. So habe ihm einst Schauspieler Uwe Ochsenknecht „eins auf die Schnauze hauen“ wollen, weil ihm auch nach etlichen Versuchen die Creme Brulee aus seinem Kochbuch nicht gelang, erzählt Mälzer. Sein neues Buch biete dagegen eine hohe Erfolgsquote beim Kochen.
Die knapp 100 Rezepte im neuen Kochbuch sind schwer auf einen Nenner zu bringen. Mal sind sie zugänglich und unkompliziert, mal schroff, allesamt aber wohl einfach zu kochen. Ein Essay erklärt die neue deutsche Heimatsehnsucht, die etliche Trends und auch die Gastronomie befeuert: Wieso eröffnen überall Burgerläden, warum trinken alle Craft Beer und schwärmen von Dry Aged Beef?
Tim Mälzer, der über seine Kindheit sagt, dass sie nach Dosen-Ravioli schmeckte, gibt zu, auch mal gerne einen gekauften Wackelpudding zu schlürfen. „Wo wir uns zu Hause fühlen, da entspannen wir. Meine Küche ist insofern schon immer Heimatküche gewesen.“ Eine Küche ohne Fachsimpelei, Angeberei und ohne komplizierte Zutaten: „Spargel ist gut mit Butter und Schinken, Spargel braucht keinen Hokuspokus.“ Wahre Heimatküche mache satt, körperlich und emotional. „Ich arbeite mit dem, was Kühlschrank und Markt hergeben und inszeniere die Gerichte nicht, Kochen unplugged.“
Tim Mälzers Buch „Neue Heimat“, erschienen im Mosaik Verlag, kostet 20 Euro.