Verunsicherung an der Uni Düsseldorf: Wie gefährlich ist das PCB?

Räume im Gebäude 23.00 wurden gesperrt, Schwangere nach Hause geschickt.

Düsseldorf. Alle zwei Stunden sollen die Mitarbeiter der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Uni für fünf Minuten die Fenster aufreißen. Lüften, so steht es auf den Aushängen im Gebäude, verringert die Belastung der Luft mit Polychloriden Biphenylen (PCB). Diese Stoffe wurden beim Bau der Uni in den Sechziger Jahren in Deckenplatten als Brandhemmer und in Fugen als Weichmacher verwendet. Doch jetzt ist das PCB, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein, nur noch ein Angstmacher.

Eine Doktorandin der philosophischen Fakultät wandte sich nach der zweiten PCB-Infoveranstaltung der Uni-Verwaltung am vergangenen Freitag per Mail an die WZ. Darin heißt es: „In der ersten Veranstaltung wurde von mittelfristigem Handlungsbedarf gesprochen, jetzt sollen aber Räume schnellstens renoviert und spezialgereinigt werden.“ Zudem mache man sich Sorgen, da schwangeren Mitarbeiterinnen empfohlen worden sei, ihr Büro zu meiden. Viele Uni-Mitarbeiter seien verunsichert, wie gefährlich die Belastung mit dem Giftstoff PCB nun sei.

Professor Thomas Kraus von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen ist PCB-Experte und hat für die Heine- Uni einen Bericht angefertigt: „Es gibt keine gesundheitsbezogenen Grenzwerte für PCB, sondern nur Werte, die für die Prävention gemacht sind.“ Da liegt die Grenze bei 3000 Nanogramm pro Kubikmeter.

„In fünf oder sechs Räumen wurde dieser Wert in der Raumluft überschritten“, sagt Uni-Sprecher Joachim Tomesch. Man habe daraufhin Deckenplatten und Fugenmaterial entfernt und die Werte sanken wieder. Tomesch weiter: „Wir bieten allen Mitarbeitern eine betriebsärztliche Untersuchung auf PCB-Belastung an, auch ehemaligen.“ Schwangeren Mitarbeitern habe man in einigen Fällen „geraten, dem Arbeitsplatz fern zu bleiben“.

In den Tests liegen die Ergebnisse meist unter 3000 Nanogramm, was die Empfehlung zum mittelfristigen Handeln nach sich zieht. Allerdings ist die Ausgasung von PCB aus den Baumaterialien temperaturabhängig. Im Sommer steigen viele Werte daher über die Interventionsgrenze. Der Eigentümer der Uni-Gebäude, der Bau und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), will bis Juni alle anderen Gebäude auf dem Campus messen lassen. Arbeitsmediziner Kraus „Es ist gut, dass das Problem schnell angegangen wird, aber kein Grund, panisch zu reagieren.“