Stadtentwicklung Wie in Düsseldorf Platz für Handwerk und Industrie bleiben soll
Düsseldorf · Die Suche nach Flächen für den Wohnungsbau hat die Stadtplanung in den vergangenen Jahren bestimmt. Nun startet die Arbeit an einem neuen Masterplan Industrie und die Suche nach einem neuen Gewerbegebiet.
Im Wirtschaftsförderungsausschuss wird diese Woche ein Umbruch gestartet. Oder wenigstens versucht. Die Politiker beraten über Gewerbekernzonen und die Fortschreibung des Masterplans Industrie. Dahinter verbirgt sich die Frage, wie auf den 217 Quadratkilometern Stadtgebiet genug Raum für Wohnungen und (produzierende) Unternehmen sein kann. In den Vorschlägen gibt es zwei Punkte, die für Diskussionen sorgen werden: Produktion und Wohnbebauung sollen näher zusammenrücken und es soll ein weiteres Gewerbegebiet geschaffen werden.
Der Masterplan Industrie ist nun sieben Jahre alt. Stadt, Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Industriekreis Düsseldorf haben ihn damals mit drei Zielen verknüpft: Industriebetriebe in Düsseldorf halten, den Industrie-Standort als Ganzes sichern und Möglichkeiten suchen, die Produktion fortzuentwickeln. Dass der Standort gesichert und Handlungsspielräume geschaffen werden müssen, darüber herrscht laut Wirtschaftsförderungsamt heute Konsens. Zugleich stellt die Behörde fest, dass mit dem bisherigen Masterplan zu viele Themen verbunden waren und man sich in Zukunft besser auf drei Fragen konzentriert:
1. Flächen Für die Stadtplanung in Düsseldorf gilt der Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“. Das heißt: Es wird aktuell nach allen Möglichkeiten gesucht, im Zentrum Wohnraum zu schaffen. Das heißt auch: Es findet eine Verdrängung statt, weil Wohnen rendite-trächtiger ist als Gewerbe. Produktion und Handwerk haben das Nachsehen. Um diesen Prozess zu stoppen oder wenigstens zu bremsen, erörtern die Politiker am Dienstag auch eine Flächenstrategie. Sie sieht Kernzonen für Gewerbe und Industrie vor. Das Konzept geht ausdrücklich über die Stadtgrenze hinaus und sucht die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen. Eines steht laut Strategie schon fest: Die städtischen Gewerbeflächen werden in „spätestens zwei Jahren ausverkauft sein“. Deshalb sollte ein neues Gewerbegebiet definiert und verwirklicht werden.
2. Akzeptanz Unter dem wenig glücklichen Titel „Bewusstseinsbildung“ soll sich eine Arbeitsgruppe (Federführung: IHK) darum kümmern, dass „die Belange der Industrie und ihre Standortanforderungen in der öffentlichen Wahrnehmung verankert“ werden. Politikern und Bürgern soll erläutert werden, welche Bedeutung Industrieunternehmen für den Standort haben und was daher bei Diskussionen um Gütertransport oder Immissionen berücksichtigt werden sollte. Die Argumente in diesem Zusammenhang stehen in der erwähnten „Flächenstrategie“: ein Anteil von 15 Prozent am Gewerbesteueraufkommen der Stadt (Zeitraum: 2009 bis 2016) und von rund zehn Prozent an den Arbeitsplätzen.
3. Mobilität und Arbeitskräfte Das dritte Feld des neuen Masterplans könnte wieder zu der Themenvielfalt führen, die eigentlich vermieden werden soll. Es soll ein Netzwerk entstehen, um die Industrie an anderen Prozessen in der Stadt zu beteiligen. Dabei reicht das Spektrum von Fachkräftemangel bis zur Stadtplanung.