Gastronomie Wie Instagram in Düsseldorf Restaurants und Hotels verändert

Wenn Menschen in Düsseldorf ausgehen, dokumentieren dies viele mit Fotos in dem sozialen Netzwerk. Der Trend hat Auswirkungen auf die Innengestaltung.

Foto: Jan Wiefels (jaw)

Düsseldorf. Vor Kurzem waren Mario Götze und Roman Weidenfeller unabhängig voneinander im Restaurant von Johannes und Nene Nooij essen. Auf die Frage, wie die Fußballweltmeister auf das Restaurant in Flingern Süd aufmerksam geworden sind, war die Antwort identisch: über Instagram. Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit nutzt aktuell das Bildernetzwerk. Unter anderem veröffentlichen sie Fotos von Architektur und von Essen. Wer es in der Gastronomie und Hotellerie schafft, dies für sich zu nutzen, hat einen Wettbewerbsvorteil — und möglicherweise Besuch von Fußballstars.

Das Nooij Dutch Deli unterhält einen Instagram-Kanal mit rund 1400 Abonnenten. Ein Mitarbeiter kümmert sich in Teilzeit darum, dass er mit neuen Fotos bestückt wird. „Die Zeiten, in denen man alleine mit gutem Essen als Restaurant Erfolg hatte, sind vorbei“, sagt Johannes Nooij. Zunehmend wichtiger werde das Ambiente. Das Nooij hat vor der Eröffnung 2017 die alte Gastronomie im Tanzhaus grundlegend umgestaltet und auf reduzierten Industrie-Chic gesetzt. Viele Besucher machen nun Fotos von den Design-Elementen oder posieren selbst in dem Restaurant.

Angebote für Bilder findet man in dem Hotel 25hours am Wehrhahn zuhauf. Angefangen beim Fassaden-Schriftzug „parlez-vous francais?“, über einen Meeting-Raum im Stil eines französischen Landhauses bis hin zu Badewannen auf den Balkonen. Ein Ziel bei der Gestaltung sei es, in der Erinnerung der Besucher zu bleiben, sagt Jelena Meyer Vicente, Junior Sales & Marketing Manager bei 25hours. „Wir versuchen, dabei auch fototaugliche Elemente einzubauen.“

Eine Strategie, die aufzugehen scheint. Unter dem Geotag „25hours Hotel Das Tour“ (einer geografischen Verortung, die man für Bilder benutzen kann) finden sich mehr als 600 Aufnahmen. Und das, obwohl das Hotel erst Ende Mai eröffnet hat. Für das Unternehmen ist das Werbung, die es nicht bezahlen muss. User Generated Content heißt das Schlagwort. Die Verbreitung führt im Idealfall dazu, dass die Betrachter auf einen Drink vorbeikommen oder über Nacht bleiben. „Kunden buchen zum Beispiel ein Zimmer mit Badewanne auf dem Balkon, weil sie Fotos davon auf Instagram gesehen haben“, sagt Meyer Vicente.

Unter den Nutzern, die Bilder von dem Hotel veröffentlichen, sind viele, die 10 000 oder mehr Follower haben. Bezahlt würden sie dafür von 25hours nicht. „Das wäre nicht authentisch“, sagt Meyer Vicente. Auch Übernachtungen im Gegenzug für Bilder gebe es nicht. Gleichwohl erhalte das Hotel immer wieder solche Anfragen. Auch im Nooij machen Food-Blogger Aufnahmen ohne Gegenleistungen dafür zu erhalten, so Johannes Nooij.

Das Restaurant Cali Eats in Golzheim hat vergangene Woche eröffnet — auf Instagram ist das Lokal aber bereits seit März präsent. An der Kaiserswerther Straße gibt es Chopped Salads — Salate, die durch das Zerkleinern aromatischer schmecken und leichter außer Haus essbar sein sollen.

„Wir haben bei der Einrichtung darauf geachtet, dass viele Ecken ,instagrammable’ sind“, sagt Inhaberin Jackie Hingsen, die lange in Kalifornien gelebt hat. Gäste sollen Fotos posten und so das Restaurant bekannter machen. Für Selfies gibt es eine Blumenwand und eine Ecke mit Leuchtschrift, an den Wänden hängen Instagram-Posts des Kanals „Overheard LA“.

Von lokalen Einflüssen hat sich das Lido Malkasten leiten lassen. Rosemarie Trockel, einst Kunstakademie-Professorin, gestaltete einen 400 Quadratmeter großen Teppich. Dem Trend, dass Menschen ihr Restaurant-Erlebnis über soziale Medien teilen, wolle man so gerecht werden, heißt es vom Team des Lido.