Woche der großen Drogen-Prozesse in Düsseldorf
Vor dem Landgericht werden ab Mittwoch die beiden größten Drogenfunde in Düsseldorf verhandelt.
Um die beiden größten Düsseldorfer Drogenfunde aller Zeiten geht es am Mittwoch und Donnerstag vor dem Landgericht. Als vor sechs Jahren bei einer Razzia gegen die Hells Angels durch Zufall eine Drogen-Plantage im Gerresheimer Bunker entdeckt wurde, war das der bis dahin größte Rauschgift-Fall der Kriminalgeschichte. Das blieb so bis zum Mai 2016. Da wurde in einer ehemaligen Fabrikhalle an der Rather Straße eine Cannabis-Plantage hochgenommen, die noch eine Nummer größer war. Am Mittwoch muss sich vor dem Landgericht der Mann verantworten, der das Gebäude angemietet hatte. Rund eineinhalb Jahre war Nordin Z. untergetaucht, bis der 39-Jährige durch Zufall gefasst werden konnte. Am Mittwoch geht es vor dem Landgericht noch einmal um den Drogen-Anbau im Bunker. Denn die Plantage hatte jede Menge Strom gefressen. Genau 64.562 Euro fordern die Stadtwerke von dem ehemaligen Besitzer zurück.
Mehr als 2500 Pflanzen „erntete“ die Polizei in der Fabrik-Halle. Außerdem lagen dort 50 Kilogramm fertig abgepacktes Haschisch im Wert von mehreren hunderttausend Euro. Spurlos verschwunden war nach der Razzia Nordin Z., der die Räume unter seinem richtigen Namen angemietet hatte. Erst im September vergangenen Jahres konnte der 39-Jährige verhaftet werden. Ein Polizeibeamter hatte ihn zufällig auf der Straße erkannt.
Schon vorher hatte sich die Schlinge um den mutmaßlichen Drogen-Boss zugezogen. Im Juli 2017 wurden vier Männer festgenommen, die angeblich zu seinem Umfeld gehören. Darunter auch ein Kurier, der 50 Kilogramm Rauschgift in einem Laster von Spanien nach Deutschland schmuggeln sollte. Die anderen drei Festgenommenen sind mutmaßliche Zwischenhändler. Die Drogen-Fahnder vermuteten, dass Nordin Z. seine „Geschäfte“ wieder aufgenommen hat.
Das bestätigte sich, nachdem der 39-Jährige in einer konspirativen Wohnung an der Worringer Straße verhaftet wurde. Der Polizeibeamte, der den Angeklagten seit vielen Jahren kennt, hatte ihn bis zu seinem Unterschlupf verfolgt. Bei der Durchsuchung der Räume konnten die Beamten 4000 Cannabis-Samen und technische Ausrüstung für eine neue Plantage sicherstellen. Der Mann lebte auf ziemlich großem Fuße. Beschlagnahmt wurden von der Staatsanwaltschaft ein Porsche 911 Turbo im Wert von rund 200.000 Euro und eine 30 000 Euro teure Rolex.
Strafrechtlich ist die Plantage im Gerresheimer Bunker abgehandelt. Die vier vietnamesischen Erntehelfer, die über Monate wie Sklaven gehalten wurden, sind zu geringen Haftstrafen verurteilt worden und wollten allesamt wieder in ihre Heimat zurückkehren. Auch zwei Hintermännern, ebenfalls Vietnamesen, wurde der Prozess gemacht. Sie wurden zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Lange unbeleuchtet blieb, welche Rolle der inzwischen 79 Jahre alte Besitzer des Bunkers gespielt hat. Das sollte in einem Strafprozess geklärt werden, der vor zwei Jahren aus humanitären Gründen abgebrochen wurde., weil der „Pate von Gerresheim“ schwer krebskrank war. Die beiden letzten Verhandlungstage fanden im Krankenhaus statt.
Was strafrechtlich erledigt ist, wollen die Stadtwerke aber nicht einfach auf sich beruhen lassen. Schließlich geht es in dem Fall um 64.562 Euro Stromkosten, denn die Beleuchtung und Bewässerung der Pflänzchen ist nicht billig. Sie sehen den 79-Jährigen als Besitzer des Bunkers in der Pflicht. Geklärt werden soll in dem Zivilprozess am Mittwoch, was der „Pate von Gerresheim“ von der Plantage wusste. Als Zeugin ist die Tochter des Manns geladen.